Was wir noch erlebt haben auf Norderney

Am Heck unserer Slocum befinden sich drei Lukendeckel, unter denen sich noch ordentlich Stauraum befindet. In einen davon z.B. passen fünf Langfender rein. Im hinteren war immer die Gasflasche, aber wir nutzen ja nun einen Spirituskocher.

Auf jeden Fall: Ich hatte nach unserer wilden Fahrt von Borkum nach Norderney so eine Ahnung und schaute mal ganz tief in die eine rechte, hintere Backskiste: Dachte ich es mir doch: Wasser drin! So einige Liter, ein guter Eimer voll. Wenn man mit nem Eimer daran käme. Aber im basteln improvisieren bin ich ja nicht faul: Auf den niederländischen Wasserflaschen ist kein Pfand, also zerschnitt ich eine, band die „Dose“ an einen Besenstiel und konnte so das Wasser aus der Tiefe holen. Danach tüdelte ich noch einen Schwamm an den Stiel und holte das Restwasser raus. Erledigt. Erstmal ausruhen, war ja auch ein heisser Tag.

Als ich da so saß und über das löcherige Schott der hinteren Kisten nachdachte, da fiel mir ein: Wenn das seit neustem knarzende Bodenbrett doch nicht einfach nur verzogen war, sondern…. ein Schaudern, wie es wohl nur Bootseigner kennen, überkam mich. Runter in die Kajüte, Teppich weg, Bodenbrett zum Dieseltank angehoben und: Wasser! Viel Wasser. Weil ich weiß, wie es dort ohne Wasser aussieht, schätzte ich das so auf 50 bis 80 Liter. Das musste da raus!

Aber vorher will ich erklären, wie es dort rein gekommen ist, denn ein Leck hatten wir nicht, das Wasser stieg nicht (man denkt ja sofort an Seeventile, Kühlwasserpumpe usw.). Bei unserem Stundenlangen Ritt gegen die Ostwindwellen unterschnitt unser Bug das ein oder andere mal eine Welle und schaufelte viel Wasser aufs Deck. Manchmal war es auch „nur“ eine sehr hohe Welle, die sich über dem Bug brach. Auf jeden Fall liefen jedesmal ordentliche Wasserfluten übers Seitendeck, natürlich bis zum Ende des Bootes, dem Heck. Die Speigatten konnten das Wasser gar nicht so schnell wieder los werden. Und hier kamen die Backskisten ins Spiel: zwar hatten die Luken einen ca. drei Zentimeter hohen Rand, den sie umschlossen, aber das Wasser stand zwischendurch viel höher. Und lief dann auch in die Kisten. Eine Gummidichtung gibt es dort nicht und wenn die Luken nicht *fest* verschraubt sind… wie viel Wasser das werden kann, haben wir dann erfahren. Und um das weiter detailliert zu erklären: Durch das Schott, welches die hinteren Kisten vom Motorraum abtrennt, geht unter anderem der Auspuff. Und die Ausschnitte für die Durchführungen sind sehr großzügig gefertigt worden. So wurde das Wasser im Boot mit jeder Welle weitergeschaufelt.

Wie nun das Wasser rauskriegen? Für Eimer oder Dose war dort kein Platz. Aber ich erinnerte mich, in einer der Stapelkisten in der Kajüte eine Wasserpumpe, Originalverpackt, gesehen zu haben. Und ich musste nur kurz suchen. Dann fand ich auch noch ein gutes Stück Schlauch, das genau über den Pumpenanschluss passte (das war kein Wunder sondern gute Vorarbeit vom seligen Peter, dem Voreigner) und ein Kabel mit Zig.-Anzünderstecker. Alles zusammengebaut: Pumpt!
Nun die Pütz vollgepumpt: Keine Ölschlieren drauf. Also ins Hafenbecken. Das ging. Erstmal. Beim dritten mal sah man aber doch eine kleine Spur; das wollten wir so nicht. Und nun? Samstag Mittag, da finde mal was passendes! Zu Hilfe kam der nächste Krempelkram, den man auf einem Boot finden kann: Ich hatte mal 5Liter-Kanister besorgt, um Trinkwasservorrat bunkern zu können und gleichzeitig sollte Angela das auch tragen können. Davon fanden sich vier Stück an Bord, wo von wir aber nur einen sporadisch benutzten. Leider rochen diese Kanister auch nach viel Ausspülen zu sehr nach Waschmittel: Für Trinkwasser unbrauchbar.

Nächste Hürde: Wohin mit dem Wasser im Kanister? Direkt am Hafen von Norderney gibt es eine Bootstankstelle. Das passende Büro ist gleich in der Nähe und dort gibt es auch eine SB-Tanksäule. Also haben die dort auch einen Öl-Abscheider! Aber einfach so wollte ich das dort nicht rein kippen, ruckzuck steht der Dorfscheriff neben einem… an der Bürotür hing ein Schild mit Namen und natürlich auch einer Handy-Nummer. Und wir ohne Handy davor. Normalerweise kann ich mir Zahlen gut merken, aber es war alles so aufregend… nebenan ist eine Tischlerei und drei Jungs dort beluden gerade ein Fahrzeug. Angela fragte nach Zettel und Stift und alle drei zückten ihren breiten Bleistift. Ein Stück Pappe war dann schnell gefunden, ich hätte aber auch ein Brett akzeptiert 🙂

Zurück an Bord bei unseren Handys, die vollen Kanister natürlich immer brav mitgeschleppt. Nach einigen Versuchen ging jemand ans Telefon und auf meine Frage „Sie gehören zur Tankstelle am Hafen?“ kam gleich die Antwort „…und ich hab Wochenende!“. Aber als ich ihm meine Lage schilderte, willigte er gleich ein. „Wieviel Liter denn?“ und „ja, nützt ja nix, besser als in Hafen kippen“. Fein! Dann konnte unsere Latscherei bei 30 Grad Sonne ja losgehen. Jeder zwei volle Kanister am langen Arm und hin und her gependelt. Ich bin schnellen Schrittes immer etwas eher am Gulli gewesen und begann schon mit dem Ausgiessen. Leider floß es sehr langsam ab, so dass man auch nur langsam kippen konnte. Wir hatten schon 8 Kanister (also zwei mal hin und her laufen) ausgeleert, als ich auf die Idee kam, diese kleinen Holzstöckchen, die etwas aus dem Gulli ragten, rauszuziehen: Hui, was lief das ab! Insgesamt kamen wir bestimmt auf 12 Kanister und das war ganz schön dreckige Brühe, wenn auch ehrlich so gut wie kein Öl/Diesel drin war.

So hatte es zumindest das Gute, dass dort unten mal etwas sauber gemacht wurde… aber ich muss das irgendwann noch mal besser sauber machen. Wenn die Bedingungen besser sind.
Und das gute Gefühl, wenn man weiß, das Boot ist dicht und (wieder) trocken ist so wie so unbezahlbar.

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