Wie man eine Wattfahrt plant

Viele Skipper, die neu im Revier sind, haben einigen Respekt vor den Gezeiten und den Fahrwegen in den Wattgebieten. Das ist zwar gut so, aber kein Grund, nicht doch mal loszufahren. Hauptknackpunkt wird stets sein: Reicht die Wassertiefe im Priel für meinen Tiefgang?
Also planen wir mal eine Reise gemeinsam. Ich versuche, das so ausführlich und detailliert wie möglich zu machen. „In echt“ ist das eine Sache von wenigen Minuten.

Wir wollen nach Wangerooge. Warum? Weil man bis ans Watt durch tiefes Wasser fahren kann und weil man nicht durch ein Seegatt muss. Wir nähern uns von Osten, werden westlich an Minsener Oog vorbei fahren. Irgendwo muss man ja anfangen und es muss ja nicht gleich die Kaiserbalje sein…. Startpunkt ist vermutlich Wilhelmshaven, Hook- oder Horumersiel. Wer bei letzterem liegt, kennt ja das Watt schon etwas, denn man muss über einen Prickenweg und die Tide beachten, wenn man da hin und weg will 🙂

Bevor wir losfahren kommt die Planung:

  1. Wie lang ist der Weg über das Watt?
  2. Mit welchen Wassertiefen kann ich generell rechnen?
  3. Gibt es Wetter- oder Tidebedingte Besonderheiten?
  4. Wann muss/ will ich wo sein?

Für Punkt 1, die Länge des Weges, nehmen wir die Seekarte und messen mit dem „Zirkel“ die Strecke ab. Prickenwege sind in der Karte eingezeichnet. Die meisten Prickenwege der Ostfriesischen Inseln beginnen und Enden mit (roten) Spierentonnen, diese sieht man auch in der Karte und erst, wenn das Wattenhoch kommt, sind Pricken da. Seid nicht zuuu pingelig, aber macht es auch nicht zu grob. Ich bemühe mal eben den Törnplaner von Openseamap:

Klick aufs Bild zeigt es grösser

Wir haben die Länge des Weges: Knapp 8 Meilen. Bei 4 Knoten sind das also zwei Stunden Fahrtdauer. Das ist wichtig, weil wir so bestimmen können, wann (im Verhältnis zum Hochwasser) man starten kann / muss. Ich plane gerne so, dass ich möglichst immer auflaufendes Wasser auf dem Weg habe, aber das ist nicht immer möglich.

Um die Lottiefe des Prickenweges (Punkt 2) zu erfahren, kann man bei wattsegler.de nachschauen. Die Daten dort sind relativ aktuell und zuverlässig. Und was auch immer empfehlenswert ist: Ortskundige fragen! Die meisten Hafenmeister können einem sehr präzise die aktuellen Tiefen nennen. Daten, die man von anderen Skippern „von der letzten Saison oder so“ bekommt, sind mit Vorsicht geniessen, denn die Wattenhochs sind sehr veränderlich! Die Tiefenangaben in den Seekarten helfen nicht viel, denn an den Prielen ist es immer tiefer als knapp daneben (klingt simpel, aber sollte man sich verinnerlichen).

Jetzt kommt noch Punkt 3 der Liste, auch wichtig: Spring oder Nipp?
Das macht einiges an Wasser aus. Dazu der Wind: Wenn es mal Tagelang Ostwind geben sollte, dann wird das Wasser quasi aus der Deutschen Bucht raus gepustet, andersrum kann ein kräftiger Westwind auch beachtlich viel Wasser rein drücken.
Auf der Webseite vom BSH (Klick) erfährt man, ob evtl. mehr oder weniger Hochwasser aufläuft. Diese Informationen werden auch über Funk mitgeteilt, z.B Jade Traffic auf Ch 63 stündlich um zehn nach voll (z.B. 12:10 Uhr).
Zwei Dezimeter weniger sind eben 20cm und schon beachtlich und können dafür sorgen, dass man das Watt in dieser Tide nicht schafft! Andererseits kenne ich einen Segler mit 1,78m Tiefgang, der Problemlos nach Baltrum segelt, wenn „plus 3“ angesagt wird. Zur Information: Das Wattenhoch bei Baltrum ist so dermassen für seine „Flachheit“ berüchtigt, dass es auch gerne Baltrumer Berg genannt wird. Mit der richtigen Planung geht einiges.
Wir (mit 1,3m Tiefgang) sind dieses Jahr in einer Tide von Spiekeroog nach Baltrum gesegelt, also über zwei Wattenhochs. Das erste, bei Langeoog, ist ja einiges tiefer und haben wir so zeitig angesteuert, dass wir das Baltrumer Wattfahrwasser gut bei Hochwasser fahren konnten. Mit etwas Übung kann man aus einem Hafen rausfahren, sobald man sicher aufschwimmt und sich ggf. übers Wattenhoch tasten, in dem man immer so weit fährt, bis man Grund berührt… 10 Minuten warten und weiter gehts 🙂

Jetzt haben wir eigentlich alle Informationen, um loszufahren. Das machen wir dann gemeinsam im nächsten Teil.

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