Wir lagen in Lohals und es war echt super Sommerwetter. Kaum ein Lüftchen wehte, die Sonne schien warm. Ein Blick über die Mole auf den Sund: Das Wasser war klar und glatt. War das echt erst gestern?

Kaum vorstellbar, dass uns gestern tiefe Wellen über den Belt und in den Hafen schwappten. Es war heute so friedlich, so still, so… urlaubig. Angela und ich hatten einen Austausch von Argumenten, ob wir hier bleiben und das geniessen oder weiter wollten, sollten, mussten, konnten… wir waren uns beide nicht sicher, was nun die richtige Entscheidung war. Klar war nur: Segeln ist heute nicht drin!
Ausschlaggebend war die Vorhersage für das kommende Wetter: Wenn wir heute nicht weiter kamen, dann vermutlich den nächsten Tag auch nicht und was danach kam… nee, weiter! So muddelten wir ohne Hetze und machten, was wir noch konnten und wollten. Ich machte den Abwasch, checkte Diesel und Öl, Angela machte noch eine Tour auf ihrem SUP („Boris“) durch den Hafen und entdeckte sogar das Boot von Klaus, den wir schon in Sönderborg trafen. Aber das Boot ohne Klaus. Wir hinterliessen einen Zettel, denn gegen 12 legten wir in aller Ruhe, aber endgültig ab, tuckerten auf den Sund, der da lag wie Klarsichtfolie bei Lummerland. Wir gingen auf Südkurs. Das war unerwartet schön: Wir waren schon mal hier, sind eine ähnliche Route gefahren, dann aber nach Svendbord abgebogen. Das war damals schön, heute konnten wir das noch mal abgeklärter geniessen und wir würden auch heute wieder nach Svendborg abbiegen, wenn wir nicht ein Ziel hätten, welches wir schon dreimal, zumindest in unseren längerfristigen Plänen, hatten, aber nie erreichten: Marstal.

Erst wollten wir von Schleimünde dort hin: Nee, falscher Wind. „Damals“ machten wir den längeren Schlag nach Heiligenhafen. Als wir uns Marstal von Osten her näherten und so auch in Lohals landeten, ankerten wir erst fein vor Drejö. Dann kam uns nochmal Corona-Gehampel dazwischen. Danach waren wir noch mal in der Schlei, hätten also… hatten aber…
Wir vermieden schon an Bord den Namen „Marstal“ und ersetzten das durch einen Piep. Aber nun, nach dem unser hanseatischer Freund in Flensburg von Aerö(sköping) schwärmte, wir wieder an „Wir Ertrunkenen“ dachten, andere auch immer wieder auf Aerö hinwiesen, wir uns langsam klar machten: „das kann doch nicht so schwer sein“ und wir Rund Fünen geschafft hatten, nickten wir uns zu: Wenn nicht jetzt, wann dann!

Von Lohals nach Marstal sind es keine 23 Seemeilen. Mit einer Marschfahrt von 4 kn sind das keine sechs Stunden… da hatte ich noch die Hoffnung, einen Hauch West- oder gar Nordwind einfangen zu können. Aber für unsere 5 Tonnen + reichte der Wind nicht. Wir hatten unseren tapferen Bukh und noch 60 L Diesel im Tank. Wieviel jetzt, nach der Fahrt, noch drin sind, habe ich noch nicht geschaut (eine Tankanzeige gibt es nur in Form eines Stabes, den man aus dem Tank herausschrauben muss), aber vermutlich fehlen um die 10 Liter… das ist wäre okay (und im Stillen gehe ich davon aus, dass sich unser Verbrauch ja reduziert haben muss, seit ich in Flensburg das Dieselleck beseitig habe).
Gestern kochte ich in Kerteminde die Kartoffeln, die ich dort eingekauft hatte: Diese kleinen, neuen. Mit Schale ins Wasser und gar gekocht. Nette Idee in Kerteminde: Dort gibt es nicht nur Grillplätze wie eigentlich in jedem dänischen Hafen, sondern, coole Idee: Neben dem Windschutz war immer wieder ein Kräuterbeet mit Salbei, Rosmarin, Schnittlauch usw. Extra ein Schild darüber, sinngemäß: „Kräuter fürs Grillen“.
Davon pflückte ich etwas und würzte die Kartoffeln damit. Warum ich das erzähle? Weil das so viel war, dass wir den nächsten Tag noch davon essen konnten. Heute verfeinerte ich die Kartoffeln weiter – während Angela uns an der Pinne durch die Tonnenpfade steuerte – mit Brühe, Knoblauch und kleinen Frikadellen. Dazu rührte ich Salat mit Dressing an und wir hatten in der Kühlbox noch Pfannkuchen: Die bestrich ich mit Nutella, klappte und zerschnitt sie und lud Angela zum 3-Gänge-Menü „auf hoher See“ ein; Erst Salat, dann Kartoffel-Frikadellen und zum Dessert die „Schoko-Crepes“.
Als sie fertig war (ich war währenddessen an der Pinne), ging ich zum Essen, unten in der Kajüte. Boah, war echt lecker!

Danach musste ich natürlich eine Weile ruhen und Angela steuerte uns weiter. Es waren ja auch nur noch 5 Meilen oder so. Als ich wieder erwachte, liefen schon die Hafenmauern von Marstal an uns vorbei. Cool! Wir wussten: Wir mussten bis „hinten“ durch, da kamen die Brücken für die Stege der Sportboote. Gleich hinter Bro 2 gingen wir auf die Suche… erfolglos. Ich wollte schon zur nächsten Brücke, da pfiff einer vom Steg, zeigte auf eine freie Stelle und rief: „Hier“.
Geil! Das sind die Stellen, die ich selbst immer nie entdecke. Es war „die andere Seite“eines Steges, wo nach Osten hin einige Boote in Boxen lagen. Quasi die innere Seite vom kurzen L.
Fast galant (nur einmal den Steg getroffen, räusper) legte ich dort an, Angela konnte bequem auf den Steg übersteigen und wir machten fest.

In Marstal, wir Ertrunkenen!

4 Replies to “AZ21 – Warum wir uns über unser heutiges Ziel freuen”

      1. Nee, kannte ich nicht. Hätte ich das müssen? Scheint aber ein Winterprojekt zu sein. Danke für den Tipp. Konnte nur in eurem Zusammenhang nichts damit anfangen.

        Handbreit!
        Mathias

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