Gemeint ist natürlich das Wochenende an der Jade. Freitag schafften wir noch mit Ach und Krach und telefonischer Bitte auf ein paar Minuten warten die 17:00 Uhr-Schleuse um 17:05 Uhr 😉
Ich legte vom Steg ab, während Angela unten in der Swantje noch die Sachen verstaute, und fast mit AK glitten wir Richtung Schleuse. Auf dem Hooksmeer spürten wir schon einigen Wind und freuten uns auf einen schönen Segelschlag. Aber erstmal mussten wir schleusen und dann aus dem Vorhafen raus. Niedrigwasser war noch gar nicht so lange her und die Einfahrt ist sowohl flach als auch schmal. Schon zweimal haben wir diese Saison dort Grundsitzer erlebt. Doch wenn man sich an die Sichtzeichen im Hafen hält, dann klappt das ganz wunderbar.
An der Tonne H3 setzten wir das Großsegel und mit dem auflaufenden Wasser fuhren wir nun ab in den Süden. Der Wind kam achterlicher als erwartet, so fuhren wir etwas „schräg“, damit das Vorsegel auch was davon abbekommt. Und der Wind ließ immer mehr nach, auch das hatten wir so nicht erwartet. Aber wir hatten keine Eile und entschieden uns, es einfach im Nassauhafen zu versuchen. Vor uns war zwar ein Segler, der Richtung Seeschleuse fuhr, aber trotz der damit zu erwartenden Öffnung hatten wir irgendwie keine Lust dazu. Und bei der Nassaubrücke waren auch noch einige Boxen am Steg frei, alles kein Problem. Ziemlich genau zwei Stunden nach dem Verlassen der Schleuse waren wir fest in Wilhelmshaven. Erstmal ein Anlegebier, wir klarierten alles, machten wir uns Landfein und marschierten Richtung Partymeile. Die KW-Brücke war voller Menschen und die Straßen drumrum waren für Autoverkehr gesperrt. Es war sommerlich warm und alle Menschen waren ganz offenbar froh, mal wieder so „Regellos“ feiern zu dürfen.
Wir gingen zunächst zum Bontekai, wo auch die ganzen Schiffe lagen. Das war ein gelungener Mix: Die Boote mit „Open-Ship“-Angeboten, Fress- und Saufbuden an den Seiten und immer mal wieder eine Musikbühne mit Live-Mucke. Wir gingen dann auf den Hansekoggen-Nachbau (Info: Klick) „Ubena von Bremen“. Dort gab es frisches Fassbier und auf dem Oberdeck einen schönen Aussichtsplatz auf die Meile. Dort saßen wir eine Weile, unterhielten uns mit dort getroffenen Bekannten und lauschten der gut gemachten Musik von Wellbad. Später gingen wir noch zum Südstrand, aber dort war es proppenvoll. Eigentlich wollten wir noch bis zum Auftritt vom ABBA-Fever bleiben, aber Pipi und müde und… wir latschten zurück und gingen dann bald in die Koje.
Die Nach über fing es zu regnen und zu wehen an. Nicht ganz überraschend, denn es war so vorher gesagt. Am nächsten Tag sollten es durchaus 5 Beaufort werden, in Böen bis 7. So kam es auch, die Wettervorhersage wird ja immer besser. Wir konnten bis Mittag warten, denn dann war erst Hochwasser. Immerhin regnete es nicht mehr. Und nicht, dass wir uns auf diesen starken Wind freuten, aber: Es war ja kein Sturm, alles noch im machbaren Bereich. Außerdem wollten wir nicht nur Schönwettersegler sein, sondern unserer „Skills“ erweitern. Denn wenn wir wieder auf Langfahrt gehen, dann werden wir uns das Wetter auch nicht immer aussuchen können und „müssen“ sicherlich durch das ein oder andere Schietwetter. Und es sind ja nur zehn Meilen bis Hooksiel, also ein Ende absehbar. Ideal zum probieren.
Das Groß packten wir gar nicht erst aus und liefen nur unter der Arbeitsfock. Die zog ganz gut. Aber vorher mussten wir vom Steg weg kommen, ablegen. Bei Wind schräg von hinten. Wir besprachen das Manöver: Die Vorleine sollte Angela nicht loswerfen sondern auf Slip halten, damit wir nicht ggf. auf das Nachbarboot gedrückt werden. Mit der Heckleine wollte ich es ähnlich machen. Es klappte auch wie gedacht, aber ich musste wirklich den Gashebel drücken, um rückwärts gegen den Wind vom Steg wegzukommen. Manchmal ist zu viel Vorsicht und langsame Fahrt eben nicht angesagt!
Zu Anfang, aus dem Hafen raus, war es auch recht holprig, weil wir erstmal durch die seitlichen Wellen auf die andere Fahrwasserseite fuhren, wo viel Platz und Wasser ist. Dann konnten wir nördlicher drehen und fühlten uns geradezu wohl bei solchen Bedingungen. Die Windlupe zeigte zwischendurch 22 Knoten scheinbaren Wind an, wir machten deutlich 7 Knoten Fahrt. Über ein gezeichnetes „Stromdreieck“ (was ja keines war, sondern eher ein Winddreieck) ermittelte ich die wahre Windgeschwindigkeit: 23+kn. Das ist Stärke 6. Und die Swantje macht das super mit!
Auf Grund des Wetters warteten wir dann allein vor der Schleuse Hooksiel, für einen Samstag Nachmittag eher ungewöhnlich. Wegen der Windrichtung legte ich dann an unserem Liegeplatz rückwärts an, damit es nicht in den Niedergang wehte und tropfte. Das war eine gute Idee! Es kam ein gewaltiger Regenschauer und dennoch konnten wir das Anlegebier schön im Cockpit unter dem Dach der Kuchenbude geniessen. Und wiedermal bewahrheitet sich: Ein Wochenende Segeln ist wie eine Woche Urlaub!