Vom schönen Wangerooge und Tonnen, die nicht da sind

Am Wochenende waren wir wieder allerfeinst auf Wangerooge. Das zweite Mal dieses Jahr. Obwohl wir den Weg durchs Watt schon zig mal gemacht haben, finde ich es immer wieder spannend, besonders „hinter“ Minsener Oog. Immerhin sind nun die Wintertonnen fort :winking_face:

Für Wangerooge brauchen wir nicht mehr viel zu rechnen, das machen wir schon fast nach Gefühl: Die sechs Meilen bis zum Prickenweg vor Minsener Oog können lange dauern, weil man ja gegen das auflaufende Wasser fahren muss. Und der Weg übers Watt, ca. 8sm, dauert zwei bis zweieinhalb Stunden. Also muss man kurz nach Niedrigwasser in Hooksiel los, um kurz vor Hochwasser über die Prickenwege zu kommen. Und: Die Schleuse muss öffnen. 11:22 Uhr sollte Niedrigwasser sein, aber es gibt keine 12:00 Uhr-Schleuse. Also nehmen wir die um 11, dann haben wir auch genug Zeit auf der Jade. Das bedeutet in diesem Fall aber auch: Wir fahren genau bei Niedrigwasser aus dem Hooksieler Vorhafen. Da gucken zu beiden Seiten noch die Wattberge raus! Genaues Steuern war angesagt. Angela guckte nach hinten auf die Richtschilder und ich guckte auf den Kompass. So kamen wir prima bis zur Tonne H3. Dort holten wir die Segel raus, gingen auf Kurs und klemmten den Autopiloten an. So ein schönes Segeln! Das Wasser gluckste, wir machten nur ganz leicht Lage. Selbst gegen den Strom machten wir noch gute Fahrt, so dass wir über eine halbe Stunde zu früh vor der roten Tonne zum Prickenweg waren. Wir dümpelten noch etwas rum und genossen die Sonne, dann starteten wir die Maschine und holten das Segel ein. Nun wurde es doch fast knapp mit der Zeit, da haben wir wohl zu viel gedümpelt. Bei den Pricken geht Angela immer ans Ruder, ich mache dann die Teilstücke dazwischen.
Natürlich klappte alles wunderbar, bei Wangerooge Ost ankerten wieder viele Boote und im Westen war der Hafen proppevoll. Wir gingen als dritter ins Päckchen und es legten sich noch zwei weitere neben uns. Hafengeld muss dennoch voll bezahlt werden 😉

Wir waren noch mit einem anderen Boot verabredet, die lagen schon am Steg. Zum einen, weil es ein schneller Gleiter war und zum anderen, weil der sonst in Harlesiel liegt und so nur ein Stündchen Anfahrt hat. Mit denen gingen wir Abends zum besten Griechen auf der Insel und tranken an Bord noch einen Absacker.

Am nächsten Tag zurück ist ganz einfach: Zwei Stunden vor Hochwasser können wir los und weil die Tide mit uns läuft brauchen wir für den ganzen Rückweg nur 2,5 Stunden. Angela wurde aber schon bei halber Tide zappelig, weil so viele andere Boote ablegten und weg fuhren. Dabei weiß sie es doch besser? Ich wollte noch mal gucken, ob wir etwas eher los können und schaute beim Wattsegler.de nach den aktuellen Lotungen. Das hätte ich nicht tun sollen! Statt der erwarteten 2,1m für die Telegraphenbalje waren dort nur 1,60 bei HW angegeben, Stand 07/2023?!? Also aktuell. Wir haben 1,40 Tiefgang… es wird nie langweilig im Watt. 10 Minuten vor der geplanten Zeit gab ich dann Angela nach und wir legten ab. Schön langsam, jeder Minute bringt etwas mehr Wasser. Aber wenn man erstmal in die Telegraphenbalje abbiegt, dann nimmt der Strom einen so wie so mit, 5 Knoten hat man dann locker drauf. Um es kurz zu machen: Ca. anderthalb Stunden vor Hochwasser waren wir an der flachen Stelle und kamen problemlos durch. Nun hiess es: Flott weiter, damit wir die 18:00 Uhr-Schleuse erwischen! Bei der blauen Balje ging ich wieder ans Ruder und fast hätte ich die grüne Tonne B13 übersehen, weil sie (nun wieder) näher zum Land hin sitzt, obwohl ich glaube, dass es dort überall tief genug ist. Ging alles gut, die fehlenden Pricken störten nicht 😉

Die B13 ist fast genau in der Mitte. Quelle: Navionics.com

Zehn vor fünf fuhren wir auf die Jade und hatten nun noch eine gute Stunde für die sechs Meilen, mit dem auflaufendem Wasser! Nun merkte man aber auch, dass die angesagten Gewitter auf jeden Fall noch kommen würden: Auf der ganzen Jade wurde es diesig und schwül, der eh schon schwache Wind wurde noch weniger. Die erste halbe Stunde konnten wir noch segeln, aber dann nahmen wir die Maschine dazu. Um drei Minuten vor sechs fuhren wir in den Vorhafen und mussten noch auf die Schleuse warten… der Regenguß kam dann erst, als wir im Auto auf der Autobahn fuhren.

Zuhause fiel mir das mit der Tonne B13 wieder ein und ich guckte meine Elwis-Mails bzgl. der aktuellen BfS durch und fand in der Tat die 72/23 frisch vom 07.07.:

Folgende Tonnen sind im Fahrwasser der Blauen Balje verlegt:

Änderungen fett gedruckt:
B2: 53° 47.726′ N; 007° 58.072′ E
B3/T16: 53° 46.585′ N; 007° 58.830′ E
(schnipp)
B13: 53° 45.416′ N; 008° 00.054′ E
B14: 53° 44.502′ N; 008° 01.940′ E

B15: 53° 45.217′ N; 008° 00.126′ E

Der Ansegler ist auf Position: 53° 45,157′ N; 008° 00,231′ E

Ah ja, okay, da ist die Verlegung der B13 erwähnt. Aber Moment: Wo soll denn die B14 sein? Das muss ja eine rote Tonne sein… nördlich, in der Blauen Balje hört es bei B12 auf und der westliche Tonnenstrich besteht ausschliesslich aus grünen Tonnen (und den Untiefentonnen zum Land hin). Hm. Ich guckte bei OSM und in den Webcharts von Navionics und fragte Angela und versuchte, mich zu erinnern: Habe ich da echt eine Tonne übersehen? Nee, nix zu finden. Da war auch nie eine rote Tonne. Alles fast wie immer: Bei Navionics ist nur die B9 „irgendwo in der Vergangenheit“ verortet, das ist nix neues und sollte man ignorieren.

 

Seltsam. Ratlos scrollte ich durch die Karten und grübelte. Wenn das WSA sowas meldet, dann denken die sich das ja hoffentlich nicht aus. Plötzlich bekam ich eine Idee, die mir einen leichten Schauer der Erkenntnis kalt über den Rücken rieseln liess: Mir fiel ein, welches wohl die B14 sein muss: Das ist die „erste“ rote Tonne auf der Jade, wo da hinter der Prickenweg beginnt. Im Bild oben ganz unten ganz rechts. Die, bei der wir am Tag zuvor so rumgedümpelt sind. Oh Mann, um deren Bezeichnung habe ich mich bisher nie gekümmert. Die grünrotgrüne Fahrwasserteilungstonne heisst dann übrigens korrekt „23/B16“.

Und was lerne ich daraus? BfS lesen bildet und ich sollte mich trotz aller Routine mal genauer in meinem Revier umsehen!
Und iiiirgendwann will ich da mal ein, zwei Tage mit einem sehr flachen Boot verbringen, um das alles mal bei Niedrigwasser zu sehen.

2 Gedanken zu „Vom schönen Wangerooge und Tonnen, die nicht da sind“

  1. Angela hat nur gedrängelt, weil sie die „Wetter-Expertin“ an Bord ist. Es war wirklich schön auf Wangerooge, aber das Gewitter hätte man nicht mal auf dem Hooksmeer an Bord erleben wollen…

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