Ostwind kommt zwar dann und wann vor, aber bei weitem nicht so häufig, wie man ihn bräuchte, wenn man auf der Ostsee hin und her fährt. Da sollte man die Gelegenheit nutzen, wenn sie da ist. Und gestern war das der Fall: Ideal für die Strecke Bagenkop – Kiel!
Vorhergesagt war für unseren Kurs halber Wind und das ist so ziemlich das beste für ein Segelboot. Auf dem Weg hin nach Bagenkop hatten wir ziemlich achterlichen Wind, das war nicht sehr angenehm an Bord – gestern kam die Windsee von der Seite.
Wer das noch nicht erlebt hat, hätte gedacht: Gleich kippen wir ins Wasser! Der Wind sorgte so wie so für Lage und wenn mal eine besonders große Welle (also die deutlich über einen Meter) unterm Boot durchrollte, dann kippten wir natürlich noch mehr und weil es dann seitlich „bergab“ ging, kam einem das Wasser noch näher. Und jedes mal die Welle runter kamen wir etwas ins surfen, geil! Da zeigte die (GPS-)Logge einmal sogar 8 Knoten an, wo wir eh schon mit 6 Knoten + unterwegs waren. Angela und ich sind zwar keine Angsthasen, aber auch keine Hasadeure: Wir hatten unsere Lifebelts in die Lifeline eingehakt.
Irgendwann schaffte es unser Pinnenpilot nicht mehr, unseren Kurs richtig auszupendeln, da ging Angela an die Pinne. Sie hat da wirklich ein Gespür für!
So schafften wir den Weg über die Ostsee (immerhin 20sm) in drei Stunden und konnten am Leuchtturm vorbei in die Kieler Förde. Abgesehen davon, dass hier immer noch ordentlich Wellengang war, war auch sehr viel Betrieb auf dem Wasser! Die „Kieler Woche“ läuft ja gerade und wir kamen an einigen Regattafeldern vorbei, wo sich jeweils dutzende von eigentlich zu kleinen Booten für diese See tummelten. Da waren die vielen Frachter, die zum NOK wollten und das Lotsenboot, welches permanent zwischen den Pötten hin und her fuhr und die anderen Freizeitsegler, die teils kreuz und quer mit und ohne Segel fuhren, so wie der Renn-Katamaran „Malizia I“ (vermutlich mit Boris Herrmann an Bord) auch kein Problem mehr.
Beim Leuchtturm Friedrichsort ließ dann der Wind nach und wir dümpelten mit zwei Knoten rum. Da waren wir aber auch schon in der Nähe unseres Zieles: Der Plüschowhafen. Wir mussten noch unser Groß runternehmen und mussten nur auf einen Segler Rücksicht nehmen, der etwas sehr egoistisch mit seinem großen Boot auf dem Wasser rumeierte und es lange nicht klar war, was oder wohin er wollte. Aber die Ruhe ist mit uns. Soll er doch vorbei und weg und dann machen wir unser Ding.
Im Hafenbecken (wo auch die Schwentineflotte liegt) lagen schon einige Ankerer, aber es war noch massig Platz. So fiel unser Anker gegen 16:30 Uhr und wir gönnten uns ein Anlege-Bierchen. Traurig war nur der Anblick der ungenutzten Anlage vom British Yachtclub. Ich muss mich mal kundig machen, was es damit auf sich hat.
Heute ist es übrigens fast Windstill und wir hätten den gestrigen Weg vermutlich Stundenlang unter Maschine bewältigen müssen. Nein, da hatten wir die richtige Entscheidung getroffen!
Moin Holger,
die Frage
„Traurig war nur der Anblick der ungenutzten Anlage vom British Yachtclub. Ich muss mich mal kundig machen, was es damit auf sich hat.“
kann ich dir beantworten.
Der BKYC war das Offshore-Trainingszentrum der British Army (Nicht Navy!) Dort hat man all die Jahre Soldaten der verschiedensten Waffengattungen und Dienstgrade in Härte trainiert. Das geschah mit Segelyachten, beim Tauchen und beim Powerbootfahren. „Härte“ bedeutete im Fall des Segelns z.B., dass man auch bei 20 m/s rausging, auch bei 3 m Welle den Spi setzte usw. Härte bedeutete auch, dass man zu siebt auf einem 33 – 35 m-Boot unterwegs war.
Seit es keine britischen Truppen mehr in Deutschland gibt, ist dieser Club überflüssig geworden und somit zu.
Danke!
Wäre ja schön, wenn die Briten die Anlage übergeben würden, damit die auch genutzt werden kann… naja.