Die FAM ist ein unsinkbarer Jollenkreuzer von ca. 5,40 m Länge und für Binnengewässer und küstennahe Reviere ausgelegt. Sie ist gut segelbar von 1 bis 6 Bft. (Wikipedia)

(das hier ist Teil 2, Teil 1 findet ihr hier: Klick)
Wenn man bei eBay-Kleinanzeigen schaut, findet man in einer gewissen Preisspanne immer wieder eine Fam angeboten. Mal super gepflegt und refittet, mal halb verrottet oder zumindest ungeliebt. Natürlich findet man auch immer wieder andere Jollenkreuzer, aber die Lis z.B. ist so gar nicht mein Fall und einen Holzjolli möchte ich nicht, weil das sicher wartungsintensiv ist und wenn mal wo was gebrochen ist (was durchaus vorkommt!) dann ist eine vernünftige Reparatur immer sehr aufwendig. Nee, GfK ist da die bessere Wahl (für unsere Zwecke). Und eigentlich brauchen wir kein weiteres Boot. Echt nicht. Außer…

Irgendwann erwischte ich mich, wie ich jeden Tag die gleiche Anzeige einer Fam anschaute und darüber nachdachte, ob ich mich einfach mal dort melde. Der Preis war relativ fair, aber auch dem Zustand entsprechend, ehrlicherweise auch alles im Anzeigentext so angegeben. „Solange die Anzeige sichtbar ist, ist das Boot auch verfügbar“. Eines Tages war die Anzeige weg. Dafür war eine andere, neue da, auch eine Fam. Und sogar die gleiche Rumpffarbe, Orange. Das deutet auf ein frühes Baujahr hin. Es war kein Preis angegeben, nur VB und der Hinweis, man solle ein seriöses Angebot machen, wir würden uns schon einig. Also schrieb ich kurzentschlossen hin, nach dem Motto Wer fragt kriegt ne Antwort:

Moin,
Tja, was ist ein seriöser Preisvorschlag? Wenn Mast und Segel wirklich vollständig vorhanden sind, dann… hm. Ich haue mal einen raus: Ohne Motor 600,- Euro. Unbezahlbar ist bei dem Boot vermutlich die Lust, es wieder (einigermassen) auf Hochglanz zu bekommen 😉
Immerhin könnte ich es relativ kurzfristig abholen (in der Hoffnung, das mir beim ersten Anblick nicht gleich die Knie weich werden…).

Viele Grüsse aus Oldenburg
Holger

Die Antwort kam relativ zügig:

Guten Morgen Holger, Sehr schön geschrieben. Und ja, es ist bestimmt ein wenig dran zu machen je nachdem was man selber möchte. So bei 850 ,- bin ich dabei. Vg Marc

Also fuhren Angela und ich an einem Freitag hin, „mal gucken“. Auf Grund der bekannten Bilder und Informationen hatte ich eigentlich nur einen Punkt, der mir etwas Sorgen machen könnte: Der Trailer. Das Boot selber darf halt keine Löcher, große Kratzer etc.  haben und es sollten keine Teile fehlen. Aber viele Teile hatte es eh nicht. Keine Winschen, keine Curryklemmen etc., nur hier und da Klampen. Sowie Bug- und Heckkorb. Aus verzinktem Stahl. Dazu ein anzuhängendes Ruder, nen Baum, Mast und Segel. Und einen Yamaha-5PS-Motor, von dem keiner weiss, ob und wie er läuft.
Aber der Trailer: Es gibt sogar Papiere dazu und er ist so alt wie das Boot. Ganz offenbar wurde im Laufe des halben Jahrhunderts diverse weitere Stahlteile an den Anhänger geschweisst: Hier ein Stück U-Eisen, dort ein Rundrohr längs rüber. Und alles doppelt schwer, weil das Boot auf einem Slipwagen sitzt, der wiederum auf dem Anhänger steht. An einigen Stellen konnte man durch Rostlöcher den Finger stecken, aber – und das sage ich als Metallbaumeister – die Substanz war durchaus solide. Und nicht nur, weil sie von dicker Farbe zusammengehalten wurde. Doch ich war nicht schockverliebt. Das sagte ich dem guten Marc auch so (der übrigens sehr, sehr nett ist). Er war völlig entspannt, zumal es scheinbar weitere Anfragen bzw. Interessenten gab. Noch zwei Tage vorher schickte er mir eine Nachricht:

Ich wollte nur kurz nachfragen ob es bei Freitag nachmittag bleibt? Heute haben sich noch 4 Leute gemeldet die uuuuunbedingt am Wochenende herkommen wollen . Schöne Grüße Marc

Ich stand grübelnd vor dem Trailer, schaute Angela kurz in die Augen und liess es darauf ankommen: Wenn jemand anderes sich das Boot schnappt, dann soll das halt so sein. Dann hätte ich wenigstens den richtigen Riecher gehabt. Zu Marc sagte ich: „Wenn die Anzeige nach dem Wochenende noch online ist, melde ich mich nochmal!“. Okay, kein Problem für ihn. Fein, ab nach Hause, ohne Trailer hinterm Auto.

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