Codename Victor

Victor ist der Name des Sohnes von Joshua Slocum. Wäre das nicht ein passender Name für ein kleineres Segelboot? Diese Gedanken hatte ich schon, bevor Angela sich Fuffi kaufte…

Es gab diverse Gründe, warum Fuffi gekauft wurde und die Idee dazu reifte bei Angela und mir schon länger. Einer der Gründe war: Wir wollten (auch) ein kleines Boot mit geringem Tiefgang haben, um damit dahin zu kommen, wo wir mit einem Dickschiff nicht hinkämen. Denn Tatsache ist: Unser Revier ist dort, wo es besonders schön ist, leider auch besonders flach. Natürlich kann man mit richtiger Planung auch mit einem Festkiel und 1,40m Tiefgang nach Dangast segeln bzw. fahren, aber sowas wie die Lagune bei Spiekeroog ist nicht möglich. Oder einfach mal bei Niedrigwasser los fahren und gucken, wie weit man kommt. Aber so oder so: Wir würden unser „großes“ Schiff niemals dafür eintauschen! Nein: Der Trend geht zum Zweitboot. Dass wir zwischenzeitlich drei Boote besaßen, kam dabei natürlich unerwartet.

Wie ne Große: Nur 5 Meter lang!

Mittlerweile ist das ja geregelt. Und so toll und so seegängig Fuffi auch war (und ist), eines ist die Jouet Tiberon nicht: Ein „richtiges“ Trailerboot. Wenn es auf dem Niederflur-Anhänger stand (der eigentlich für Motorrad-Transporte war), dann wirkte sie richtig wuchtig. Und „mal eben“ an Bord klettern war auch nicht möglich, sie steht schon sehr hoch auf dem Trailer. Nein, Fuffi war und ist eine Yacht, ein Dickschiff, aber eben so klein wie sie ist. Unter anderem deswegen fühlten wir uns auch so sicher, als wir über die Weser segelten und die Jade überquerten.
Als wir Swantje bekamen, da war klar: Fuffi zu behalten wäre Quatsch. Zwei Liegeplätze, zweimal alles und auf Swantje war es doch wesentlich komfortabler. Aber so ganz Unsinn war das alles nicht: Immerhin hat Angela die kleine Fuffi ausgiebigst genutzt, um Dinge wie Ab- und Anlegen, allgemeines Handling mit dem Boot, Segelmanöver usw. zu üben, zu vertiefen (das alles war auch ein Argument für den Kauf). Da hat Angela ne Menge gelernt und sie hatte das Boot gut im Griff. Ihre erste und dann einzige echte Solo-Fahrt hatte sie ironischerweise, als das Boot zum Kranen bei Kehler gebracht wurde, weil wir es verkauften… So: Slocum war weg, Fuffi war weg, doch die Gründe, Argumente und Gedanken blieben.

Und dann war da noch diese eine verrückte Idee von mir, die mich nicht los ließ. Als vor zwei Jahren Boris Herrmann zur Vendee Globe startete, da dachte ich mir: Was muss das beeindruckend sein, wenn man vor Ort zum Start dabei sein könnte! Von einem Vereinskameraden, der mit einigen Leuten ähnliches plante, erfuhr ich: Man kann direkt vor Ort z.B. ein (etwas größeres) Schlauchboot mieten. Kostet 5000,- Euro. Jungejunge! Diese Option scheidet für mich aus, dafür bin ich zu geizig. Aber wie wäre es, wenn man ein kleines Segelboot hätte, welches man direkt an die Biscaya trailern könnte, dort zu Wasser lässt und dann live dabei ist? Übers Wasser dauert das zwei bis drei Wochen, über Land zwei bis drei Tage! Und unterwegs, mit dem Auto durch halb Europa, könnte man das Boot als Wohnwagen benutzen, drinnen übernachten, Frühstück machen und weiter. Geile Idee! Und es sind nur noch zwei Jahre hin…
Wenn man nun den Markt abgrast, was da so in Frage (NICHT infrage!) käme, dann landet man schnell bei Jollenkreuzern. Jaha, trailerbare Boote an sich findet man viele. Aber nicht immer mit Trailer oder auch nur einigermaßen Straßentauglich oder… eben viel Schrott dabei. Zusammengeschweisste Rohre mit Rädern dran, wenn überhaupt, oder das Boot liegt auf nem fremden Trailer oder gar noch im Wasser… und damit beschreibe ich nur die Trailer, die Boote sind Zeugen ganz anderer Geschichten. Verkappte Notverkäufe.
Interessanter Neben-Aspekt: Wenn man „so ganz nebenbei einfach nur mal so“ auf der Suche nach einem passendem Boot ist, dann lernt man aber Bootstypen kennen! So hat Jouet offenbar einige kleine Yachtmodelle auf den Markt gebracht, nicht nur die Tiberon. Jaka gibt es auch noch, Variantas, Waarschips, manchmal noch ne Neptun. Außerdem erfährt man, wie andere mit Booten umgehen, und welche Werte diesen noch angedacht sind. Und das bedeutet nicht: Immer überteuert! Teilweise werden da echt tolle Boote mit hohem Freibord, Innenmotoren, seetauglich, usw. für um die 2000,- angeboten, das scheint günstig! Okay, oftmals liegt die Tücke in der Realität: Da werden uralte Fotos präsentiert, gepfuschte Umbauten kaschiert, die Segel sind eh alle so alt wie das Boot usw. Aber da sind auch durchaus Perlen dabei. Besonders für Menschen, die den Bootssport mal „probieren“ wollen.
Und dann läuft immer mal wieder sowas wie eine Fam über den Weg. Darüber schreibe ich dann nächstes Mal.

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