Schneller als geplant liegen wir nun auf dem Trockenen: Slocum steht in der grossen Halle beim OYC. Es ist zwar schon spät im Jahr, aber irgendwie war ich eigentlich noch nicht so weit. Aber da unser Hallenwart aus diversen Gründen die Stellplätze umsortiert hatte, musste ich nun raus, weil andere mit ihren Booten in die Halle wollten und wir halt „dahinter“ stehen.
Und obwohl mich eine Erkältung plagt und ich lieber im Bett geblieben wäre, muss ich sagen: Das hat alles wirklich reibungslos hervorragend funktioniert. Bei mir. Beim Clubkameraden gab es da leider etwas mehr (kleinere) Probleme.
Da ich morgens zeitig vor Ort war, kümmerte ich mich zunächst um den Trailer. Da mussten noch die „Pratzen“ fixiert werden, damit sie im richtigen Winkel stehen, wenn das Boot sich auf den Trailer schiebt (natürlich unter Wasser, wo man das nicht sehen kann). Das machte ich mit ein paar Lagen Klebeband. Am Steg tüdelte ich die Festmacher noch so um, dass das Heck der Slocum über den Steg ragte. So konnte ich bequem den Verklicker und die Funkantenne von der Mastspitze abschrauben, die ja nun waagerecht übers Heck ragte.
Nun musste ich noch auf einen Treckerfahrer warten, der den Trailer holt (die stehen bei uns unter der Autobahnbrücke) und vor die Slippbahn stellt. Rein theoretisch und ganz praktisch kann ich den Trecker auch selber fahren: Sooo schwer ist das auch nicht und wer schon Renntrecker selbst gebaut und gefahren hat, der kann doch eh irgendwie alles fahren. Ausserdem hatte ich auch schon eine Einweisung auf eben diesen Trecker. Fehlen nur noch einige Vereinsinterne Schritte, damit ich… aber ich schweife ab.
Ursprünglich wollten drei Eigner ihre Boote rausslippen, aber wegen Mastlegen waren es dann nur zwei. Der andere (Likedeeler) hat locker 30cm mehr Tiefgang als ich, also sollte ich als erstes aus dem Wasser, noch eben vor Hochwasser. Mein Trailer konnte gleich an Ort und Stelle vor die Slipprampe geschoben werden. An der Rampe kommen dann Keile vor die Hinterräder, damit der Trailer später durchs Eigengewicht ins Wasser rollen kann. An einem Stahlseil kann man das über die Winde gut kontrollieren (und wieder aus dem Wasser ziehen).
An die Deichsel des Trailers werden zwei lange Tampen geknotet und mit denen können zwei Kameraden den Trailer auf der Rampe lenken, damit er möglichst gerade ins Wasser läuft.
Ich füllte noch etwas Luft auf den Reifen am Trailer nach. Die waren bei gut 3 bar, können aber einiges mehr ab. Laut Beschriftung sogar 117psi, das sind locker 7bar! Das schaffte der kleine Kompressor kaum, bei 5 bar war ich schon zufrieden.
Während die Jungs den Trailer ins Wasser ließen (ich habe noch kurz die Markierung am Trailer gezeigt, wie weit er ins Wasser muss) bin ich zum Boot gelatscht und startete die Maschine. Michael, mein Co-Skipper, war dann auch parat. Wir legten weitestgehend wortlos ab, ich drehte die Slocum und fuhr zur Slipprampe. Den im Wasser stehenden Trailer kann man dann wirklich echt erst recht spät sehen, weil das alles vorher durch Dalben, Wände etc. abgedeckt wird. Und ausserdem gucken ja nur noch die Rungen aus dem Wasser. Ich machte das aktuell zum dritten mal mit diesem Boot und diesem Trailer. Das ist nicht viel Erfahrung, aber immerhin weit über „Null“. Vorher sagte ich Michael, worauf es ankommt und er nickte, er guckte, er machte. So konnte ich beim Einbiegen in die „Trailergasse“ schon in den Leerlauf schalten und als wir zwischen den vier Rungen waren musste ich nur kurz aufstoppen. Und auch wenn der Boots-Arsch dabei zur Seite will: Weg kann er nicht, wir sind schon zwischen den Rungen. Der Rest ist dann Handarbeit: Unten am Trailer ist auf jeder Seite eine Leine befestigt, die nach oben zu den hinteren Rungen führt. Michael stand bei den vorderen Rungen und hielt per Hand den korrekten Abstand, während ich am Heck die beiden Leinen auf den Heckklampen an Bord belegte. Dann ein kurzer Check, ob alles so OK erscheint (viel sehen kann man nicht), und dann Kommando an den Windenwart: Hol uns raus!
Der Motor war da schon aus und langsam rumpelte sich die Slocum auf dem Trailer zurecht,während die kräftige Seilwinde den Trailer wieder aus dem Wasser zog und die Jungs an den Leinen der Deichsel alles geradeaus hielten. Als Skipper an Bord ist man hier auf die Aussagen der Leute an Land angewiesen, denn man selber sieht ja nicht, wie das Boot auf dem Trailer steht. Aber da stehen ja alles Profis (wenn nicht zu viel Leute da sind).
Um es kurz zu machen: So gerade und mittig stand das Boot schon lange nicht mehr auf dem Trailer!
Eine weitere Überraschung nach dem Slippen: Kaum Bewuchs am Unterwasserschiff! Kein Muscheln oder Pocken. Nur an der Unterkante des Kiels eine Art von Würmern… keine Ahnung, konnte man aber mit dem Hochdruckreiniger weg kriegen. Dabei flog natürlich auch etwas AF weg, aber das ist nicht kritisch. Am Propeller, den ich nicht behandelt hatte, waren aber etliche Pocken, da werde ich für die nächste Saison auf jeden Fall was machen müssen, um unsere Fahrt nicht unnötig zu verzögern.
Der Rest ist schnell erzählt: Wir schoben mein Boot an die Seite, damit wir das andere pünktlich bei Hochwasser noch rausholen konnten und das klappte auch wie vom Eigner geplant. Das Boot war zwar ganz schon schief auf dem Trailer und vorn auch höher als sonst, aber… passt schon. Leider musste man später den Verklicker verbiegen, damit er durchs Hallentor passt. Doch da waren ja schon 98% des Bootes in der Halle, was solls 🙂
Zu dem Zeitpunkt stand Slocum schon an seinem/ihrem(?) Platz in der Halle und ich machte im Geiste schon eine Liste an Punkten, die ich unbedingt als nächstes angehen möchte (und schon zur Hälfte wieder vergessen habe).
Fakt: Es dauert nun kein halbes Jahr, bis wir wieder im Wasser sind!