Nadel ohne Seemannsgarn

Wie viele Nähsets habt ihr an Bord? Hier auf Slocum sind es mindestens drei… und wisst ihr genau, wo jedes liegt? Ich leider nicht.

Nadel und Faden kann man immer mal gebrauchen. Und wenn man nur die Hosentasche wieder dicht kriegen muss, damit nix rausfällt. Und natürlich dann und wann mal ein Knopf wieder annähen.
Vor ein oder zwei Jahren (ich muss mal im Logbuch suchen) hatte ich eine größere Näh-Aktion an Bord: Unser Omnia-Ofen stand auf dem Spirtus-Herd. Die Flamme war ausgegangen (das hat er manchmal, wenn er gerade angezündet wurde und die Umgebungstemperatur sommerlich hoch ist). Also nahm ich den runden Omnia wieder runter und wollte eben die Flamme wieder anzünden. Der Omnia war aber schon so verflixt heiss, dass ich ihn möglichst schnell ablegen wollte bzw. musste. In der Not wählte ich die allerbeste nächste freie Fläche: Das Kojenpolster neben der Pantry. Im selben Augenblick erkannte ich, dass das eine doofe Idee war: Die Hitze des unteren Ofenblechs schmolz ruckzuck ein kreisrundes Loch in den Bezug. Und der war noch keine 50 Jahre alt! Ich habe mich so geärgert, dass ich dieses eingebrannte Loch irgendwie weg kriegen musste. Ausschneiden wäre eine kurzfristige Lösung gewesen… aber ich bin ja noch Einfallsreicher: Neulich beim Stöbern in den Schapps fand ich einige alte Flaggen. Die eine, quasi eine Hälfte vom Notsignal „N über C“, die karierte (ich kann mir nie merken, welche Flagge hier welcher Buchstabe ist. Ich schau nun in der Hoffnung nach, das mir dieser Artikel als Eselsbrücke dient: die karierte ist das N)… wie fing der Satz an? Ah ja: Diese eine war schon recht betagt, der Stoff war etwas mürbe und das C war auch nicht dabei… und sie passte so gerade über meinen runden Schandfleck. Die wollte ich darüber nähen! Lieber mitten im Polster eine Flagge als immer dieses kokelige Loch. Ich suchte und fand das Nähset und wollte mit der mühsamen Arbeit beginnen. Das war aber sogar noch mühsamer als ich dachte, weil ja die zu vernähenden Stoffe flach in der waagerechten waren und man sie nicht zu einer Falte zusammenschieben kann, um sie zu vernähen. Also bog ich die Nadel etwas: Ja, so konnte man sie einstechen und gleich ein Stück weiter wieder raus, in einem Stich. So nähte ich meditativ um die eckige Runde, ca. 80cm Naht insgesamt. Das Ergebnis sah gar nicht mal so schlecht aus und so liess ich es.

Die gebogene Nadel

Gestern fiel mir auf, dass ein kleiner Riss, der damals auch schon da war, ein ganzes Stück weiter eingerissen war (ich sitze immer auf dieser Seite, Angela auf der anderen). Spontan wollte ich da sofort bei gehen und das nähen. Und aber fand das Kästchen mit den Nähsachen nicht. Hmpf.
Aber ein anderes Näh-Set, von Angela. Ich nahm eine Nadel und Zwirn und sofort kam ich drauf, was noch nicht stimmte: Diese Nadel war natürlich gerade. Also wollte ich auch diese biegen, damit der Job bald getan ist. Ratet mal, was passiert ist! Die Nadel brach einfach durch:

die zerbrochene Nadel

So ein Mist. Wie kann das denn? Nun wollte ich alles richtig machen und suchte das ursprüngliche Nähkistchen, wo ganz sicher die bereits von mir gekrümmte Nadel drin wäre. War sie auch, und die Kiste war auch da, wo sie sein sollte. Nur etwas weiter nach hinten in die Ecke gedrängt und sie war auch kleiner als ich sie in Erinnerung hatte. Aber – Deckel auf: Die Nadel! Sehr gut. Ich machte gleich ein Foto (oben) und nähte bald drauf los. Es waren auch nur wenige Zentimeter. Ich wollte halt nicht, dass das weiter einreisst, denn dann würde man wieder sehen, was da unter ist… und so sieht das dann aus (vorher):

Vielleicht hätte ich das ganze Kojenpolster mit etwas Abstand fotografieren sollen, dann würden die stümperhaften Details nicht so auffallen 🙂
Dafür würde ich das Polster immer wieder erkennen, sollte uns das mal geklaut werden…

13. Lh6xf8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert