Angela erwähnte ja in ihrem letzten Beitrag, dass ich in Damp noch am Schrauben war. Dann will ich euch mal Details dazu erzählen.

Weil ich mir seit Flensburg noch weiter diese und jene Gedanken um den Motor machte (der nach wie vor einwandfrei läuft!), wollte ich auch mal nach unserem Kühlwassersystem schauen. Es ist ja schon wichtig, dass die Maschine gut gekühlt wird und aber auch kein Wasser unnötig ins Boot läuft. Bei der genauen Inspektion bei laufendem Motor (wichtig, sonst hätte ich das nicht bemerkt!) erkannte ich dann, dass es aus dem Gehäuse der Pumpe tropft. Kurze Rückfrage bei einem Experten: Jau, die Dichtungen der Pumpenwelle sind hin, die Welle vermutlich eingelaufen. Deswegen tropft das dort raus und das soll so, damit das Wasser nicht irgendwo in den Motor läuft. Klar, klingt logisch. Im ersten Moment ist es blöd, wenn Experten einem immer genau das sagen, was man eigentlich nicht hören will, aber andererseits: Verständnis erhöht Vertrauen! Wenn man weiss, wo jeder Tropfen Wasser im Boot her kommt, muss man nicht mehr darüber nachgrübeln.
Ich hatte zwar kein Reparatur-Kit für diese Welle an Bord, wollte aber dennoch die Pumpe einmal komplett demontieren. Das scheiterte schon nach kurzer Zeit, weil die zweite der beiden Schrauben an einer unglaublich unmöglichen Position sitzt. Ich hatte keinen passenden Schlüssel und keine passende Nuss, um daran zu kommen. Mit einem Schleifbock in der Nähe hätte ich mir meine 13er Nuss kurzerhand zurecht geschliffen (oben ne Ecke weg, unten etwas kürzer schneiden), aber das war mit Bordmitteln illusorisch. Ein netter Bootsnachbar hatte einen verkröpften Ringschlüssel, aber der hätte entweder kürzer oder länger verkröpft sein müssen. Oder ich hätte das Schwungrad vom Motor abgebaut. Nä.
Das alles hat natürlich sehr aufgehalten, ohne dass es bemerkenswerten Fortschritt gegeben hätte, deswegen möchte ich das nun auf ein wesentliches Merkmal reduzieren, das mir doch (im wahrsten Sinne) teilweise entgegen kam: Es ist bei so einer Tätigkeit sehr naheliegend, dann auch eben den Deckel der Pumpe abzuschrauben. Dahinter sitzt der Impeller. Der Deckel ist mit vier Schrauben befestigt, die gerade genau so dimensioniert sind, dass sie einem zwischen den Fingern wegflippschen wollen. Der Einbauort der Pumpe über der Bilge tut sein übriges. Und was soll ich sagen? Keine Schraube verloren! Ich war so geduldig und ruhig und konzentriert (während das Boot am Gästesteg M in Damp hin und her schaukelte), dass sowohl Deckel, Dichtung als auch die vier Schrauben brav bei mir blieben. Die Dichtung habe ich aber nachher durch eine neue ersetzt (trotzdem muss die alte ja nicht wegfallen, sie könnte irgendwann die Bilgenpumpe verstopfen).

Und dann sah ich den Impeller und musste das Bild vor mir erst deuten, denn im allerersten Augenblick sah alles ganz gut aus. Ich habe leider kein Foto machen können (Ölverschmierte Hände und den Kopp voll Technikkram), aber wer das Prinzip nicht kennt: Der Impeller hat bei 2cm Dicke ca. 5cm Durchmesser und sechs Flügel. Eine Seite des Pumpengehäuses hat eine flache „Nase“, dort werden die Flügel arg zusammengedrückt. Dadurch entsteht ein Sog und insgesamt eine Pumpwirkung, wo Wasser durch eine Öffnung rein- und durch eine andere Öffnung wieder rausgepumpt wird.
Bei näherem Hinsehen stellte ich schnell fest: Am Impeller fehlen zwei Flügel. Ein loses Teil lag noch in seiner „Kammer“. Aber der andere lose Flügel war nicht zu sehen. Tja, doof. Dann ist der wohl schon irgendwo hingespült worden, ist irgendwo im Motor… weiss die Möwe.

Heute morgen um vier schreckte ich aus dem Schlaf hoch: Das fehlende Teil könnte ja noch im Schlauch stecken und wenn ich das nun ignoriere, dann wandert es weiter bis in den Motor, quetscht sich durch die dünnen Kühlkanäle und an irgendeinem Punkt kommt es nicht weiter und versperrt dem Wasser den Weg und alles dahinter wird nicht richtig gekühlt und dann wird der Motor zu heiss…. ich war schon wieder fast eingeschlafen und mein Kopf machte ohne mich weiter:
…der zufällig neben dem Motor liegende ölige Lappen könnte in Flammen aufgehen und unweigerlich unser ganzes Schiff abfackeln. Und wenn wir uns gerade in einer Schleuse des NOK befinden, dann brennt der Öltanker neben mir auch gleich ab, Brunsbüttel wird in Flammen verschwinden, weil die Löschboote wegen Niedrigwasser bis zur Mitte des Elbfahrwassers fahren müssen, um Wasser anzupumpen und nun die dicken Frachter nicht Hamburg anlaufen können, was langfristig den Bankrott der Hansestadt bedeutet. Die großen Reedereien der Welt werden deutsche Häfen nicht mehr anlaufen, Norddeutschland wird geschwächt, Niederlande und Dänemark übernehmen die Grenzgebiete, der Europäische Binnenmarkt gerät ins Wanken, Olaf Scholz kann als frischer Kanzler nur versagen und das ist das Ende der BRD, wie wir sie kennen?

Angela (meiner, nicht Merkel) erzählte ich nix davon. Als sie duschen ging, öffnete ich die Motorklappe, legte Werkzeug zu recht (eigentlich nur einen Schraubenzieher) und ging ans Werk: Ich musste ja nur den Pumpenausgangschlauch einseitig lösen, könnte dann mit einem steifen Draht (hab ich noch von der Herd-Kardanik) durchstochern und prüfen und mich beruhigen…
Wieder fummelte ich mit aller Vorsicht den Deckel samt seinen winzigen Schrauben ab, löste die Schelle am Schlauch und wollte das Stochern beginnen. Da hatte ich plötzlich eine so geniale wie simple Eingebung: Schraub den ganzen Schlauch ab! Am anderen Ende sitzt keine Schelle, sondern der Schlauch ist auf einen Adapter gepresst und dieser ist ins Pumpengehäuse eingeschraubt, 17er Maulweite. Deswegen muss erst das andere Schlauchende gelöst werden, dann kann man hier weiter machen, weil sich der ganze Schlauch mitdreht. Der war flott abgeschraubt und ich blickte ins Gewindegehäuse: Ta-taaa, da lag es! Das fehlende Flügelstück!

Mann, was habe ich mich gefreut, dass meine Phantasien doch mal einen realen Hintergrund haben und auch noch so präzise zutreffen! Noch bevor Angela vom Duschen zurück kam, hatte ich alles wieder zusammengeschraubt und aufgeräumt, nur meine Hände waren noch ölig schwarz. Aber das war es wert!
Eine schöne Bestätigung war es dann später auch, als ein Blick auf den Kühlwasserstrahl am Heck zeigte, dass nun wesentlich mehr Wasser raus kam als vorher. Dann sind die paar Tropfen in die Bilge statt durch den Motor auch nicht mehr so schlimm… zuhause tausche ich dann mit dem richtigen Werkzeug und in aller Ruhe die Welle der Pumpe, bis dahin hält das ganz bestimmt. Wir wollen ja segeln 🙂

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