Was waren das für schöne Tage: Wir hatten vier Häfen an einem Wochenende! Unsere Slocum ruhte ja seit letztem Urlaub in Norddeich. Und so schön es da auch ist: Man will doch auch mal weiter.

Letzten Freitag habe ich sogar eine Viertelstunde eher Feierabend gemacht, um noch schnell nach Hause zu fahren, ein paar Nudeln zu essen und um kurz vor eins den Bus zu erwischen, der uns zum Bahnhof brachte, wo der Zug bis nach Norddeich Mole durchfährt. Und alles mit dem Niedersachsen-Ticket für zwei Personen, das nur am Rande. Am Ziel angekommen mussten wir natürlich unsere Taschen um das gesamte Hafenbecken schleppen, der Zug hält irgendwie an der falschen Seite 😉
Wir wollten nicht einfach nach Norderney rüberfahren sondern schon ein Stück Richtung Osten machen. Also nächstes Ziel: Baltrum. Das Norderneyer Wattfahrwasser (Wfw) ist mit 2,1m zwar relativ tief, aber wegen der Mittzeit und Wind etc. sagte die Wasserstandsvorhersage 3 – 5 dm weniger Hochwasser voraus, da mussten wir also schon etwas konkreter planen. Hochwasser Norderney sollte um 17:52 Uhr sein. Der Zug kam um 15:12 Uhr an. Der gesamte Weg nach Baltrum beträgt gute 14 Seemeilen, bis zum Wattenhoch ca. 9sm. Also würden wir knapp 2 Stunden bis dahin brauchen, wenn wir gut durch kamen. Diese Zahlenreihe bedeutet: Wenn wir gegen Hochwasser beim höchsten Punkt sein wollen, und mindestens viereinhalb, besser fünf Knoten im Schnitt halten können (was gar nicht so leicht ist), dann müssen wir um 15:52 Uhr los.
Und das haben wir sogar fast geschafft. Kurz nach vier warfen wir die Leinen los und legten wacker ab. Was ich noch gar nicht erwähnte: Wind für dieses Wochenende war so mit 5-6 Bft angekündigt und der kam auch. Das ist schon etwas doller… besonders, wenn man an- und ablegen will. Seitenwind und langsame Fahrt vertragen sich nicht immer. Tatsache ist: Ich hatte Schwierigkeiten, die Slocum in der Box in die richtige Richtung zu drehen. Denn ich hatte die Sorge: Wenn ich zu früh einlenkte, dann war ich noch zu nahe an den Booten an den Liegeplätzen und würde vielleicht da gegen gedrückt. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde, bis ich mit Geduld (aber mittlerweile nur gespielter Gelassenheit) das Boot rumgekriegt habe. Rückwärts ist es echt nicht leicht mit nem Langkieler….

Draussen war richtig Seegang, kein Wunder bei den Winden… ich musste mich erstmal wieder dran gewöhnen und Angela war an der Pinne. Aber dann entschieden wir uns, zumindest das Vorsegel ein Stück auszurollen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Das Boot rollt nicht so arg in den Wellen, es brachte bestimmt einen Knoten mehr Fahrt ins Boot (und wir mussten ja unseren Schnitt halten, den wir durch die Kurverei im Hafen erstmal versaut hatten) und drittens: Ich hatte was zu tun, und das lenkte mich vom „Seebeine kriegen“ ab. Was uns noch bevor stand: Das Seegatt zwischen Juist und Norderney, wo man ein kleines Stück rein muss, bevor man nach Norderney abbiegen kann. Drei mal sind wir dort dieses Jahr schon vorbei gekommen und jedesmal gab es ordentlich Dünung aus dem Gatt, welche es nahezu unmöglich machte, quer zu diesen drückenden Wellen zu fahren. Aber dieses mal waren wir gewappnet: Wir fuhren nicht einfach nach Tonnenstrich sondern bei der Grünrotgrünen einfach ein Stück weiter, um dann scharf ins Norderneyer Fahrwasser abzubiegen. Das ging super, zumal uns das auflaufende Wasser währenddessen gleich wieder auf den passenden Kurs drückte, ohne, dass wir es merkten (Memo an mich: Screenshot von Navionics hier einfügen).

Blau – Dünung, Rot- gesteuerter Kurs, Gelb – gefahrener Kurs

Gleich neben Norderney war die Dünung weg und wir hatten 5 Windstärken Schiebewind: Geil, darauf hatten wir den ganzen letzten Urlaub gewartet! So hatten wir zwischendurch weit über 6 Knoten auf der Logge, kamen ohne Probleme übers Wattenhoch und dann kommt auch schon gleich Baltrum. Das Seegatt dort ist ohne Gefahr: Da sind soviel Sandbänke, dass es nicht befahrbar ist und das bedeutet: Wellen aus der Nordsee kommen dort auch nicht durch. Dafür sieht die Brandung aus der Ferne beeindruckend aus. Was auch noch iiimmmer wieder beeindruckend ist: Die Seehunde, die dort am Ostzipfel von Norderney rumliegen („ich hab sie sooo vermisst!!!“) und die man Dank des dort ganz nah vorbei führenden Fahrwassers aus ziemlicher Nähe beobachten kann (Foto, Schatz?).

Bei der Einfahrt zum Baltrumer Hafen hatte ich meiner Frau etwas voraus: Ich schaute vorher in die Karte und wusste, an welcher Seite die Pricken stehen müssen. OK, die Anordnung dort kann auch verwirrend sein, wenn man das nicht besser weiß, aber zwischen Mole und Pricken sollte man tunlichst nicht durch…
Die Baltrumer Stege waren voller, als ich erwartet hatte. Die erste erspähte freie Box war rot und weil ich aus der Ferne sah, wie der Segler vor uns am Steg-Ende gleich ins Päckchen ging, machten wir es genauso. Zwei 8m-Boote lagen außen und waren noch am tüdeln, da drehte ich gleich, fragte im Vorbeifahren ob wir ran können und weil der Wind durch unsere Drehung nun von vorn kam, stoppte der uns wunderbar auf und wir machten einen Anleger wie echte Profis.
Später sahen wir, das noch Gastplätze frei waren, aber die waren selbst für unser 2,70m schmales Boot noch recht eng…

Oh, schon wieder so viel geschrieben? Dann wird „Vier in Eins“ also wieder ein Zweiteiler: Klick 🙂

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