(Hier ist der erste Teil)
Der Weg von Wangerooge nach Spiekeroog ist einfach: Aus dem Hafen Richtung Gatt und wenn man meint, gleich rammt man das Ost-Ende von Spiekeroog (durchs Gatt gespült wird man nicht, man fährt dort erstmal gegen an und wird immer langsamer), dann biegt man nach Süden ab. Dort folgt man mit Schwung den Tonnen und Pricken und ist bald vor der Einfahrt zum Spiekerooger Hafen.

Das sind ca. zehn Meilen und man kann ca. zwei Stunden vor Hochwasser los. Wir sind eher los. Nicht, weil wir wollten, sondern weil Karin und Kai los wollten und wir ja bei denen längsseits lagen. Also 10:30 statt 11:20 Uhr? Klar, anlegen lohnt nicht mehr, wir schippern auch langsam los. In diesem Bericht geht es erstmal nicht um Zeitmangel. Im Hafen noch zogen wir das Groß hoch und fuhren raus. Genug Zeit: Auch mal schön!
Worauf man sich auf diesem Weg freuen kann: Nach dem Gatt fährt man ja sehr nahe an Spiekeroog vorbei und dort liegen immer Seehunde in der Sonne. Schön! Und als wir dort durchsegelten, da waren auch Dutzende im Wasser, vermutlich auf der Fischjagd. Das war interessant anzusehen! Immer wieder kamen einige fast synchron aus dem Wasser und tauchten gleich wieder unter. Man musste gar nicht nach denen suchen, es wimmelte nur so von Seehunden. So hatten wir das auch noch nicht erlebt. Ooooh, Schöön!
Es ist auch ein schönes Gefühl, die schmale Zufahrt zum Spiekerooger Hafen hoch zu fahren, das ist so idyllisch und voller Vorfreude. Der Hafen selbst war zu zwei Dritteln leer. Und aber es war super Sommerwetter! Hier blieben wir dann gleich drei Tage.

Montag Abend hatten wir die spontane Idee, statt Mittwoch schon Dienstag los zu fahren und dann bis Wilhelmshaven durch. Die Tide würde nicht ganz ausreichen, aber das schaffen wir schon… Doch der starke Wind (mehr als ne Fünf) sagte uns: Ach, dann fahren doch wir Mittwoch! Dann wollten wir aber außen rum, noch mal einen schönen Schlag segeln. Bis Hooksiel sind es knapp 30 Seemeilen. Sobald wir aus dem Spiekerooger Schlick frei sind und aufschwimmen, wollten wir los. 11:35 Uhr. Um es nur kurz zu erwähnen: Im Seegatt drehten wir um und fuhren doch innen durch. Warum genau, das werde ich in einem anderen Beitrag erzählen. Auf jeden Fall hatten wir erstmal eine Stunde Zeit verloren und die brauchten wir eigentlich für den Weg innen entlang. Wir hatten diesen langen Schlag ja schon letztes Jahr, mit Slocum, gemacht (Klick) und wussten: Das wird knapp. Und nun ne Stunde später als es eigentlich muss? Da war er wieder, der Zeitmangel im Revier. Selbstverschuldet, aber: Das kriegen wir noch hin! Was uns half, war der beständige Westwind, der dafür sorgte, dass Hoch- und Niedrigwasser höher kamen und wir so mit guter Planung, Kopplung und Durchführung überall rüber kommen würden und: Der Wind würde uns dazu in die Segel pusten und nach Hause schieben . Grob wusste ich: Wenn wir es bis eine Stunde vor Hochwasser bis zum Hafen Wangerooge schaffen (wo man eigentlich zwei Stunden vor HW startet), dann schaffen wir es bis in die Jade. Dort werden wir dann zwar kein mitlaufendes, aber immerhin ausreichend tiefes Wasser haben.

Erstmal, noch bei der Otzumer Balje, schob uns die Tide mit erst sieben und dann sechs Knoten. Super, jedes zehntel Knoten war wichtig! Während Angela uns an der Pinne stehend über die Muschelbalje lotste, koppelte ich im Kopf: Wir hatten fast den halben Prickenweg geschafft, also noch fünf Meilen bis W’ooge vor uns. Von dort über Telegraphen-Balje und um Minsener Oog waren es acht Meilen bis zur Jade. Ergibt: noch 13 Meilen. Da um 16:10 Uhr HW in Hooksiel war, sollten wir also ca. bis dahin in der Jade sein. Es war halb zwei. Also noch zwei einhalb Stunden für die 13 Meilen. Im Kopf gerechnet: 13 durch 10 Stunden wären 1,3 mal 4 (10:4=2,5) macht 5,2. Ergebnis der Vorab-Kopplung: Wenn wir im Schnitt die 5,2 Knoten schaffen, dann sind wir rechtzeitig durch… so einfach kann das sein.
14:27 Uhr fuhren wir an Wangerooge West (HW 15:25 Uhr) vorbei, der Strom schob hier natürlich noch immer. Hatten wir am Ende der Muschelbalje gegen den Strom Richtung Gatt nur noch 4 Knoten auf der GPS-Logge, so fuhren wir am Anfang der Telegraphen-Balje schon wieder an die sechs Knoten. Könnte passen!
Dieser „Rest“ des Weges ist uns ja wohlbekannt und wir waren auch nie ganz allein: Es kamen von vorn und von hinten immer mal wieder Boote. Und, was soll ich sagen: Um 15:52 Uhr verliessen wir den Prickenweg und waren wieder im tiefen Wasser (Angela hat den Rest des Prickenweges geschnibbelt und einige weitere Minuten raus geholt).

Fazit: Das hatte ich mal gut gekoppelt. Wir rollten die Genua aus (das Groß war die ganze Zeit oben) und gönnten dem Motor eine Pause. Wo die angekündigten vier Windstärken den ganzen Tag blieben, das wussten wir nicht. So freuten wir uns, dass wir noch mit 3,8 Knoten segeln konnten. Zeitmangel hatten wir nun nicht mehr: Die nächste Schleuse sollte erst um 18:00 Uhr sein und die sechs Meilen schaffen wir locker in der verbliebenen Zeit.

Vor der Schleuse sahen wir Axel auf der Kairos rumdümpeln, er war schon gegen 14:00 in Horumersiel gestartet und wartete auf uns. Von ihm erfuhren wir auch, dass es doch um 17:00 eine Schleusung gab… tja, die hätten wir auch noch geschafft, aber nö: Wir waren doch schööön segeln! Nach der Schleuse fuhren wir noch bis in den alten Hafen, um dort die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen gehts wieder an den Liegeplatz und dann zurück nach Hause.

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