(Teil 1)

Die beiden neuen Lager (32212 und 32212 von NTN) kosteten mich zusammen übrigens nur gute 80,-. Ich bestellte auch noch drei Kartuschen Fett. Was ich noch nicht neu hatte und dringend brauchte, war der 100er Seegering. Und das war erst gar nicht so einfach, den zu besorgen.

Normalerweise stellen Sicherungsringe kein Problem dar. Aber in dieser Größe, für eine 100mm-Bohrung, musste man schon länger suchen. Bei Ebay schienen die Chancen gut, schnell und günstig an so einen Ring zu kommen. Ich guckte mir die Angebote genaustens an, verglich Norm-Nummern und Bezeichnungen und bestellte dann passend. Sollte auch zwei Tage dauern, aber was solls. Die Lager wären ja auch nicht eher da. Was ich noch versucht habe: Die beiden Teile des gebrochenen Seegerings wieder zusammenschweissen. Das hat auch sehr gut geklappt. Aber schon beim ersten Versuch, ihn mit der Zange zusammen zu ziehen, brach er wieder auseinander.
Am nächsten Tag kam das Päckchen mit den Seegeringen (zwei Stück, man konnte nicht einzeln bestellen). Die konnte ich aber gleich wieder einpacken, denn sie waren falsch: Für Außen waren sie, für eine Welle. Ich benötigte einen für Innen. Und ich hatte so gründlich geguckt vorm Bestellen. Dachte ich… watt nu? Erstmal die Rückgabe angestossen, was ja heutzutage ganz einfach geht. Dann gleich mal neue bestellt, damit ich zumindest irgendwann mal fertig werden kann! Aber so gehen die Tage dahin und man kommt nicht weiter… nee. Ich packte den zerbrochenen Ring ein und fuhr nach Senger, schon in Arbeitsklamotten. Dort machte ich die Tür zum Lager ausfindig und bald kam ein Mitarbeiter auf mich zu und fragte, was er für mich tun kann. Ich hielt ihm die Reste unter die Nase. „Habt ihr sowas auf Lager?“ Das wusste er nicht auswendig, wollte aber gleich mal gucken. Und das dauerte ganz schön lange. Irgendwann lugte er aus einem Regal um die Ecke, winkte mich vom Tresen weg zu ihm, ich solle mal herkommen. Er stand vor einem Teile-Schrank mit breiten Schubladen und zeigte auf zwei Ringe. Der eine war etwas größer als mein Muster, der andere etwas kleiner. Keiner war 110mm. Tja, und nun? Durch glotzen kamen wir nicht weiter. Unser folgender Dialog, etwas verkürzt:
Ich: Was kosten die denn eigentlich? Dann nehme ich einfach beide mit, einer wird schon passen.
Er: (grübelnd) Ach, müsste ich nachgucken. Gib mir einfach nen Fünfer für die Kaffeekasse…
Na, da sag noch mal einer, Mercedes sei teuer! Ich bedankte mich vielmals und fuhr frisch motiviert zum Yachtclub. Nun konnte der Einbau aber wirklich weiter gehen! Die andere Bestellung stornierte ich daheim, die Ringe kamen dennoch am Samstag.
Ich setzte den äußeren Lagering rein und hielt Maß. Es war der größere, der gut passte. Nun noch eine kleine Herausforderung: Meine Seegeringzange war eine Nummer zu klein für diesen Oschi. Selbst mit alleraller Kraft konnte ich den Ring nicht so weit zusammendrücken, dass ich ihn einsetzen konnte. Hatte ich den Spruch schon erwähnt? „Der Schlosser vergrössert seine Kraft, indem er sich nen Hebel schafft!“. Nun suchte ich was, womit ich die Griffe der Zange verlängern konnte. Fündig wurde ich bei meinem „Wagenheber“, ein kleiner Hydraulikstempel, der echte 12 Tonnen heben kann. Sein Pumpenhebel war zweiteilig und genau diese Rohre stülpte ich über die Zange. Dazu noch eine Walze aus dem alten Lager zum einklemmen und etwas Klebeband. Nun konnte ich mich ebenso viel Kraft wie Feingefühl (wenn man wo gegen kam oder schief hielt, dann sprang die Zange immer sofort aus dem Ring) diesen Ring in die Nabe einsetzen. Das war eine Heidenarbeit! Aber ich schaffte es, dass eine Seite in den Spalt flutschte, den Rest tickerte ich vorsichtig mit Hammer und Meißel runter an seinen Platz. *Klack*, Bombenfest drin! Erstmal

Falsch! Das Lager ist nicht drin!

durchatmen und gucken, was es als nächstes zu tun gibt. Aaaaaaah! Ich hatte nur den äußeren Lagerring eingesetzt, „zum probieren“, das innere Lagerteil nicht. Und das passt nicht von außen durch die Nabe. Der Seegering muss wieder raus! Zum Glück fasste die Zange und nach wenigen Minuten hatte ich genau die richtige Kombination aus Kraft und Zugwinkel, der Ring sprang aus seiner Nut. Puh. Lagerring wieder rausgetickert, das Walzlager

So ist es richtig montiert

zusammengebaut, schon mal gefettet, wieder in die Nabe gesetzt. Jetzt durfte ich den Seegering wieder einsetzen. Meine Finger schmerzten schon vom ewigen Zange-gedrückt-halten, aber: Nützt ja nix. Weiter im Programm: Der Ring vom inneren Lager konnte eingesetzt werden und ich guckte x-mal, ob ich das alles auch richtig rum einbaue. Das kann man bestimmt auch falsch rum machen!

Jetzt rollte ich das Rad wieder vor den Achsstummel und legte mir Keile und Montierhebel zurecht. Leider hatte ich niemanden, der mir hier hilft. Das Rad ist wirklich schwer und ich musste ja in Millimeterarbeit genau auf die Achse! Naja, etwas Luft hatte ich, weil sich das Lager ja erst durchs Anziehen zentriert. Aber viel war das nicht und bis das Rad drauf war, musste ich es ja auch immer festhalten, damit es nicht umkippt. So hebelte und drückte und peilte ich, bis der magische Moment kam: Ich sah den Achsstummel durchs Lager kommen, das Gewinde kam weiter raus. Nun konnte ich die erste Klauenmutter aufsetzen und damit zum einen das Rad weiter auf die Achse kriegen und zum anderen die Lager spannen. Da ich keinen Klauenschlüssel besaß, tickerte ich die Scheibe mit nem großen Schraubendreher und Hammer langsam in die Runde. Das dauerte, ging aber prinzipiell gut. Im SF bekam ich ja den Tipp: „…ziehst du die Kronen-Mutter mit Gefühl soweit an, dass das Rad anfängt leicht ab zu bremsen wenn du es in Schwung versetzt. Dann drehst du die Kronen-Mutter um circa ne halbe Umdrehung zurück“. So tat ich und das passte: Das Rad drehte frei, es hatte aber kein Spiel.
Jetzt dengelte ich noch den Sicherungsring der Achsmuttern wieder zurecht, steckte ihn auf und konnte dann die zweite Mutter davor schrauben. Zur Info: Bei diesem Kaliber wird die Mutter nicht durch einen Splint gesichert sondern eben durch ein solches Blech. Die Zungen sind in verschiedenen Abständen, eines davon passt später immer in eine Lücke der Mutter. Die kann man dann mit nem Schraubenzieher darein drücken und die Mutter ist gegen Verdrehen gesichert. Das wars! Jetzt drückte ich noch einiges an Fett in die Nabe, stellte dabei fest, dass die neu bestellten Kartuschen nicht in meine Fettpresse passen (warum auch immer, son Mist) und schraubte den Deckel wieder vor. Darein hatte ich ja vor zwei Jahren einen Schmiernippel gesetzt, so dass ich jetzt im Winter immer mal Fett nachdrücken werde, damit beim slippen nächstes Jahr möglichst kein Wasser bis an die Lager kommt.

Im Nachhinein muss ich sagen: Wenn man weiss, wie es geht, ist es wirklich nicht schwer. Das ist auf jeden Fall eine Arbeit, die in wenigen Stunden erledigt ist. Und in diesem Fall sollte diese Seite jetzt ungefähr ewig halten, denn so schnell und so weit fahren wir mit dem Trailer ja nicht. Aber dennoch mache ich die andere Seite erst, wenn es sein muss 😉

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