Da habe ich doch beim Aufräumen einen Zettel gefunden, auf dem ich unseren Weg über drei Wattenhochs berechnet hatte (hier beschrieben), von Spiekeroog an Wangerooge vorbei in die Jade nach Hooksiel. Beachtet aber: Das ist nicht der Zettel für die damalige Fahrt, Datum und Tidenzeiten sind anders. Aber das Rechenprinzip ist das gleiche.

Damals auf Spiekeroog

Auf dem Zettel finden sich nur die Zeiten von NW und HW an den verschiedenen Orten. Nicht aber die berechneten Wasserstände. Bei der Prüfung zu SKS und SSS wäre man damit schon durchgefallen 😉 Beim Nachlesen meines Beitrages von damals fiel mir auch auf, dass ich den Punkt der Wassertiefen nicht ausführlich genug beschrieben hatte:
„…Doppelpricke vom Spiekerooger Wattfahrwasser eine Stunde vor HW noch 1,1m unterm Kiel hatten,… Wenn wir bei halber Tide in Sp. los kommen, haben wir schon mal 1,5m Wasser. Hochwasser hier sollte um 12:20 Uhr sein. Nach der Zwölferregel müssten an oben genannter Stelle noch mindestens 10cm Wasser unter unserem Kiel sein.“

Das möchte ich jetzt mal etwas genauer erklären.
Zunächst meine Beobachtung auf dem Hinweg nach Spiekeroog, die 1,1m unterm Kiel. Das bedeutet für den Wasserstand an der Stelle: 1,1m plus Tiefgang 1,4m = 2,5m Wassertiefe. Bedenke: Eine Stunde vor Hochwasser! Wie ist also die WT (Wassertiefe) bei HW (Hochwasser)? Dazu bedienen wir uns der 12er-Regel. Ohne sie jetzt genauer zu erklären (soll ich mal drüber schreiben?): Bei 3m Tidenhub wird in der letzten Stunde vor HW noch ein Zwölftel Wasser auflaufen: 0,25m. Bei. HW Spiekeroog ist dort an den Pricken also eine WT von 2,5m + 0,25m = 2,75m.
Nun starten wir bei halber Tide, sobald genug Wasser da ist, in Spiekeroog (die Schlickspuren im Hafenwatt bei NW sind übrigens beachtlich, weil viele Segler so früh wie möglich starten wollen). Halbe Tide sind sechs Zwölftel oder 3m durch zwei: 1,5m. Bei den Pricken haben wir bei halber Tide also 2,75m minus 1,5m = 1,25m. Feststellung: Das ist zu wenig! 😉
Aber wir brauchen ja eine gewisse Zeit bis zu diesem (flachen) Punkt, vorher ist es tiefer. Laut 12er Regel laufen bei halber Tide immerhin 0,75m Wasser in dieser Stunde auf, also in 20 Minuten ungefähr 0,25m. Damit hätten wir dann 1,25m + 0,25m = 1,5m, die gewünschte Handbreit Wasser unterm Kiel. Und so war es dann ja auch!

Ich wusste also, dass das passen kann und plante weiter. Zum Zettel oben: Ich schaute, wann wir in Wangerooge starten würden. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt das Spiekerooger Fahrwasser hinter uns haben, dann haut alles hin. Weil man für die gut 10sm ca. 2 Stunden benötigt (5 Knoten Fahrt im Durchschnitt sind notwendig!), passt das, wenn wir vor halber Tide los kommen (11:30 Start -> 13:25 W‘ooge). Man sieht an den HW-Zeiten oben auf dem Zettel: Das läuft mit in unsere Richtung, unterstützt unsere Planung also. Im Umkehrschluss: In die andere Richtung kann diese Planung nicht funktionieren!
Man kann natürlich auch etwas später los, um mehr Wasser unterm Kiel zu haben, aber dann hat man das Risiko, dass auf der Jade schon die Tide kippt, bevor man im Ziel ist. Und Gegenan wollen wir doch nicht fahren, richtig?

Noch ein paar Hinweise:
Das sind alles nur grobe, gemittelte Werte, die mit einiger Erfahrung verwendet wurden. Wenn man es gaaanz genau nachrechnet, würde als Resultat herauskommen, dass es nicht passt… so viel zu Theorie und Praxis.
Der Tidenhub beträgt bei Spiekeroog nur 2,8m, nicht 3. Das kann man im aktuellen kleinen Gezeitenkalender 2023 auf Seite 118 nachlesen. Für unsere grobe Berechnung kann man das vernachlässigen, aufs Zwölftel sind das knapp 2cm. Außerdem ist der mittlere Wasserstand bei weniger Tidenhub ja höher. Wer Lust hat, darf gerne mal eine Kontrollrechnung machen 😉

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