Ich möchte gern noch eine eher technische Beschreibung unseres Wochenend-Trips zur Nassau-Brücke liefern, nachdem Angela von diesen Tagen so schön geschrieben hat.
Eine Woche vorher:
Anja und Axel fragten uns, ob wir auch kommen wollen, wegen Jubiläum und Regatta und so und wir wollten gern. Nur, wie das bei uns im Revier immer so ist: Die Tide schert sich nicht um Arbeitszeiten. Deswegen konnten wir nicht allerfeinst Freitag vormittag mit der Tide hoch nach WHV, aber auch nicht am Samstag, weil dann schon die Regatta begann und die Jade voller Boote sein wird.
Im Laufe der Woche:
So guckte und plante ich, wie wir es am besten machen konnten. Das nächste Niedrigwasser (am Freitag) wäre um 18:50, aber dann wären wir frühestens um 21:00 angekommen. Etwas spät, fand ich. Weiter geguckt, gegrübelt: Wetter? Östliche Winde und nicht halb so stark, wie angekündigt. Einige Tage vorher wurden noch 5Bft angekündigt, nun war es eher eine 3. Und Wind aus Ost: Das sollte den Strom nicht so beeinflussen, kein Hack zu erwarten (oder nicht all zu sehr…). Zack, ein Beschluß: Wir schleusen um 16:00 und gucken, wie es draussen auf der Jade ist. Wenns geht, dann los, wenn nicht, dann eben nicht.
Freitag nachmittag:
Gut, dass wir das gemacht haben! Draussen war fast ölige See, nix mit Hack, und wir konnten beinahe bis zur Flutmole vom Nassauhafen segeln, sogar mit Gross in den Hafen hinein. Das war feines Segeln, und so unerwartet! Der Hafen war natürlich Proppevoll und wir konnten uns ins Päckchen legen, immerhin als Vierter… Landstrom gab es nicht, aber den brauchten wir auch nicht. Einen Tag schaffen wir locker aus den Akkus.
Abends gab es dann noch die Steuermannsbesprechung, wir bekamen tolle T-Shirts und Geschenke und… ein schwarzes Bändchen. Dieser Trauerflor sollte am Achterstag gefahren werden, um der vor kurzem in unserem Revier verstorbenen Seglerin zu gedenken.
Samstag morgen:
Die angekündigten fünf Windstärken kamen in Form von Sonnenstrahlen und wolkenlosem Himmel daher. Jeder Regattateilnehmer lief im neuen T-Shirt rum. Als langsam alle nervös wurden und einer nach dem anderen ablegte, um Richtung Regattabahn zu fahren, löste sich nicht nur unser Päckchen auf, sondern auch der Benzinschlauchanschluss des Aussenborders unseres Innen-Nachbarliegers. Blupp, Motor aus. Meine Order: „Lass mal die Spring und die Leinen dran, wir schleppen euch raus“. Das ging ganz gut, obwohl das Hafenbecken quasi voller Segelschiffe war. Draussen an der Mole warfen wir dann die Leinen los und fuhren nördlich, um keinen Regattateilnehmer im Weg zu sein. Bedenkt: Das alles bei bestem Sonnenschein gegen 12:30 Mittags und kaum, nein, eigentlich kein Wind. Das von mir gezeigte Bild machten wir, während wir rückwärts trieben, obwohl der schwache Wind so gerade unsere Segel füllen konnte.
Es waren schöne, erholsame Stunden auf der Jade, bis wir dann zurück in den Hafen motorten und uns in das neue Päckchen, dieses mal an einen Trimaran (Sun) legten.
Sonntag:
Heute war mehr Wind, aber immer noch Sonne. Hochwasser sollte gegen halb drei sein, also fährt man danach los. Der Tri neben uns wollte eher los, dann aber doch nicht. Wir schon. Warum im Hafen liegen, wenn man auch draussen auf dem Wasser sein kann?
Natürlich war uns (wir und die Kairos) klar, dass wir nicht irgendwie eher da sein werden, aber wir wollten schon mal auf dem Weg sein. Na denn: Wir fuhren los, holten früh die Segel hoch und freuten uns, gegen den Strom noch Fahrt durchs Wasser zu machen. Kreuzen mussten wir ja auf jeden Fall. Wir hatten Bordwind, aber das Wasser war glatt. Klar, war ja noch auflaufend. Als dann die Tide kippte, nahm auch der Wind etwas zu, es gab die eigentlich am Freitag erwartete Hack-See: Kurze, hohe, spitze Wellen. Ging aber, war nicht bedrohlich sondern schön aufregend. Wie schon erwartet kamen aus WHV nach und nach alle anderen Segler und holten nicht nur auf, sondern überholten uns auch. Aber die Letzten waren wir bei dieser heimlichen Regatta nicht, als wir vor der Schleuse in Hooksiel warteten. Könnte natürlich auch daran gelegen haben, dass wir nach der Hälfte der Strecke die Maschine mitlaufen liessen: So konnten wir mehr Höhe laufen und mit 322 Grad Hooksiel fast direkt ansteuern…. 😉
Die Schleuse war so voll, dass nicht alle Boote reinpassten. Ich hoffe, wir haben uns nicht vorgedrängelt. Immerhin durfte noch ein relativ kurzes Boot (9m?) nachrutschen, nachdem alle etwas zusammengerückt sind.
Fazit:
Auf dem letzten Stück am Sonntag haben wir noch mal viel Erfahrung gesammelt und es ist immer wieder schön, wenn man feststellt, wie robust das eigene Boot eigentlich ist, welches uns nicht nur über Wasser hält sondern auch unser mobiles Heim und Schutz auf See ist. Das Boot kann definitiv mehr ab als wir und das ist gut so.
Als wir dann nach einem wirklich perfekten Anleger zwischen die Dalben auf unserem Liegeplatz Nummer 301 lagen, kam das Gewitter: Der Wahnsinn, sowas hatte ich in meinen 51 Lebensjahren auch noch nicht oft erlebt. In dem Moment war es noch kuscheliger, im trockenen, warmen Rumpf unserer Slocum abzuwettern.