04.04.2022, Küstenverkehrszone – als ich nach meinem erholsamen Nickerchen wieder ins Cockpit steige, da kann man schon Steuerbord voraus den Westturm von Wangerooge sehen. Es ist nicht mehr ganz so sonnig und etwas bewölkt, aber noch schönes Wetter! Wenn auch noch sehr kalt.
Der Wind reicht zum Segeln und um den Kurs zu halten. Der Startzeitpunkt von Bibo war gut gewählt: Der Strom geht hier draußen bestimmt mit gut einem Knoten. In der Jade wird es noch mehr werden! Aber bis dahin war es noch ein Stück. Erst kam das Seegatt, bald konnte man schon das Türmchen am Ende der Buhne A von Minsener Oog ausmachen. Wir blieben deutlich außerhalb des Jade-Fahrwassers. Platz ist dort genug.
Als wir in die Jade eingebogen sind, da hatten wir den Wind fast achterlich. Zeit für den Schmetterling, Spibaum und Bullenstander. Das alles konnten wir problemlos stellen und trimmen, denn auf der Jade war so gut wie kein Seegang und der Wind war höchstens eine schwache Brise. Mit dem Strom machten wir aber doch noch 5 kn Fahrt. So glitten wir an Minsener Oog vorbei, sahen Horumersiel aus der Ferne und blickten etwas sehnsüchtig zur Schleuse von Hooksiel, die Brücke ging gerade hoch.
Die Skipperin meldete sich bei der Seeschleuse und erfragte die nächste mögliche Öffnung. Auskunft: Um 15:45 Uhr würde man von See kommend schleusen können. Das war knapp unter einer Stunde bis dahin. Es sind noch gute 7sm bis zur Schleuse, wir machen kaum 5 Knoten Fahrt. Die schnelle Entscheidung: Das schaffen wir! Maschine an, Groß runter und Vorsegel eingerollt. Drehzahl statt der üblichen 1800 für Marschfahrt nun mal 2200: Hui, was rauscht das Wasser am Rumpf vorbei! Was zeigt die Logge? 7,68 kn! Ich stand wieder am Ruder und fuhr innen an der „Tankinsel“ vorbei. Beim Jadeweser-Port lag nur ein großer Pott. Der wird uns wohl nicht so schnell in die Quere kommen. Ein Bunkerschiff kam aus dem Schleusenvorhafen und natürlich drehte ein Saugbagger drinnen seine Runden. Aber als die uns kommen sahen, fuhren sie rechts ran. Unerwartet pünktlich um 15:45 Uhr kamen wir vor der Schleuse an und das Tor fing schon an, zur Seite zu fahren. Wir konnten quasi ohne Stopp in die Kammer einfahren. Durch diese Schleuse bin ich selbst noch nie gefahren, aber ich muss ja das Boot nur längsseits steuern und die richtige Stelle zum Anlegen finden. Die Leinenarbeit machten die anderen. Gab es hier Schwimmstege? Ja. In der Mitte ist ein Schild: „Hier nur Sportboote“ oder so ähnlich. Ich stoppe auf, die Skipperin hat den Mut, auf den mit Gitterrosten belegten Steg zu springen. Das geht wirklich tief runter! Der Schleusenvorgang dauert gefühlt ewig, weil die Tore sehr langsam rollen und es natürlich auch dauert, bis das Wasser aus der riesigen Kammer gepumpt ist. Wie wir so warten und schnacken, da verpassen wir glatt das grüne Licht und werden per Megaphon nett gebeten, doch bitte aus der Kammer zu fahren. Obwohl es jetzt fast immer nur geradeaus geht, kann einen die Uferlinie verwirren. Überall sind Einbuchtungen, Nebenbecken, Anlagen, Schiffe. Während wir uns der KW-Brücke nähern wird deren Öffnung vorbereitet. Tolles Gefühl, dort mal selbst durchzufahren! Nun müssen wir nur noch geradeaus am Bonte-Kai vorbei, bis in die Einfahrt vom Ems-Jade-Kanal. Die dortige Deichbrücke ist nicht dort. Ein Stück den Kanal hoch versperrt stattdessen ein querliegender Ponton die Weiterfahrt. Ah, das ist die Behelfsbrücke. Auf Anruf wird der Ponton mit einem kleinen Arbeitsboot zur Seite geschwenkt, wir können passieren. Nun müssen wir nur noch einen freien Liegeplatz bei Jade-Yachting finden. Letztendlich gehen wir an einer schmucken Hunting 41 längsseits.
Am Ziel angekommen! Fazit: Die 197,5 sm haben wir doch gut gemeistert! Aber es hätte Anfang April ruhig schon etwas wärmer sein können.
Zum Abschied gehen wir noch mal gemeinsam essen. Und ich möchte das Lokal ausdrücklich erwähnen, weil es dort nicht nur sehr lecker ist sondern man dort auch einen sehr guten Service bekommt: Bahnhof West in Wilhelmshaven!
Einmal übernachten wir noch an Bord. Am nächsten Tag verholen wir das Boot an einen anderen Schlengel, machen klar Schiff und packen unsere Sachen. Die Skipperin wird an Bord bleiben. Wir anderen planen mit Taxi und Bahn unsere Heimreise.
Schön wars, Danke für die herrlichen Meilen!
(Hinweis: Die einzelnen Beiträge dieses Törns erscheinen etwas ausführlicher auch im Blog des Segeln-Forums)
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