Nimm sie quer, dann haste mehr

Nun ist es uns auch mal passiert: Wir lagen quer in der Schleuse. Natürlich könnte man sich darüber einfach nur ärgern, aber es ist nun mal passiert und es ist besser, aus seinen Fehlern zu lernen. Das nennt man dann Erfahrung.

Es gibt bestimmt Sportbootfahrer, denen das noch nie passiert ist. Aber wir wissen doch: Je mehr man unterwegs ist, desto größer wird die Chance (natürlich abgesehen von denen, die gar nie schleusen, weil sie z.B. in der Ostsee rumschippern 😉 ).
Und wir waren allein in der Schleuse, so konnten wir keinen anderen schädigen. Aber andersrum: Wäre die Schleuse voll gewesen und neben uns ein Boot, dann wäre das gar nicht passiert. Naja. Nun erzähle ich davon: Wir kamen also von Horumersiel und sind gegen den Wind in den Vorhafen gefahren. Das bedeutet: In der Schleuse kommt der Wind etwas von der Seite, in diesem Fall von Steuerbord. Das ist die Seite, mit der ich gern anlege. Und weil wir an der Seite auch an unserem Liegeplatz festmachen, wollte ich die auch in der Schleuse benutzen. Ich dachte mir: „In der Schleuse wird der Wind schon nicht so stark drücken“. Die Brücke ging hoch, das Tor auf, ich fuhr rein. Schön langsam, erst mit gut 3 Knoten und am Tor nahm ich den Gang raus. Mit der Restfahrt glitten wir ins Becken. Angela stand schon Mitschiffs, die Vorleine in der Hand. Ich die Achterleine. Ich wollte nicht ganz so nah ran fahren, wegen der Fender (ihr wisst noch?), nicht das die sich hochrubbeln. Als ich der Meinung war, nun wäre es nahe genug, da warf ich meine Leine über die Klampe am Steg. Was ich nicht bedachte: Für Angela war der Abstand noch zu groß, um auf den Steg zu jumpen. Kein Problem, das kennen wir doch. Ich belegte die Achterleine, gab Steuerbordruder und legte den Gang ein. Nun würde sich die Swantje lang an den Steg legen. Tat sie aber nicht?!? Ich gab mehr Gas. Und es war nicht so, dass nichts passierte, sondern: Der Bug trieb langsam weg vom Steg, auf die andere Seite zu. Alles im Griff, dann eben Plan B: Ich würde in die Achterleine eindampfen, die dann zur Achterspring wird. Rückwärtsgang rein und gucken, was das Boot macht: Es fuhr rückwärts. Aber der Bug liess sich nicht überreden, zurück zu kommen. Nun hiess es: Alles kontrolliert passieren lassen. Zum Glück ist die Schleuse schmal genug, sonst lägen wir bald andersrum. Das Heck lag nun rechts am Steg, der Bug links. Ich sagte Angela, sie solle mir die Leine geben (was wir erstmal klären mussten). Damit stieg ich auf den Steg und zog den Bug laaaangsam an den Steg. Puh. Was hat der Wind für eine Kraft! Nun war wieder alles gut. Ablegen geht ja mit ablandigem Wind ganz einfach 😉

Was haben wir nun gelernt: Erstmal müssen Angela und ich uns noch besser absprechen. Dann dürfen wir den Wind nie unterschätzen. Was in diesem Fall hilfreich gewesen wäre: Eine Mittelklampe. Die haben wir nicht. Ich will da auch keine, weil man da gerne drüber stolpert. Aber wir haben ja die Lochleiste außenrum, da kann man bestimmt einen kurzen Tampen als Schlaufe antüdeln? Fürs schnelle Festmachen sollte das reichen…
Wäre ich allein gewesen, dann hätte ich vermutlich die Vorleine griffbereit auf der Sprayhood liegen gehabt und würde dann im rechten Moment mit beiden Leinen ein der Hand auf den Steg steigen. Hätte ich das geschafft, wenn das Boot so schnell wieder weggedrückt wird? Wer weiss… es gibt eben Situationen, da muss man entschlossen handeln, weil man nicht viel Zeit hat, darüber nachzudenken. So beschaulich die Seefahrt meistens auch ist.

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