(hier ist Teil 1)
Auf der Jade war wenig los. Die vier Yachten aus der Schleuse verteilten sich schnell. Die einen wollten nur etwas segeln (erfuhr ich in der Schleuse), die anderen beiden fuhren scheinbar Richtung Nordpol. Ich zwar auch, aber: Ich fuhr erstmal auf die andere Fahrwasserseite.

In der Ferne sah ich ein großes Schiff, welches in die Jade einfuhr. Da ich irgendwann so wie so auf die andere Seite musste, machte ich es lieber gleich, bevor ich blöd ausweichen muss oder so. Dort auf der roten Seite ist auch genug Platz. Und ich kam flott voran. Ich näherte mich der Abzweigung zur Mittelrinne, der offizielle und vorgesehene nördliche Weg zwischen Jade und Weser. Wäre das doch die „sichere“ Wahl? Nein. Ich erinnerte mich an das letzte mal, als ich dort durch fuhr. Man ist ja immer um Niedrigwasser dort: Rechts und links stehen(!) die Möwen und schauen einem bei der Passage zu. Und die Tonnen sind soo weit auseinander, dass man die übernächste erst sieht, wenn man bei der nächsten ist. Da hilft die eine neue Tonne M6a auch nichts. Ich fuhr dran vorbei.
Beim Heinrich-Punkt ist mir immer noch mulmig. Aber zum Glück – ich formuliere das jetzt mal als Vorteil – funktioniert ja unser Echolot nicht richtig. Also musste ich mir keine Sorgen machen, wenn sonst das Display immer weniger Tiefe anzeigt 😉
Es war ja so: Wir sind erst vor vier Wochen hierlang gefahren, da passte das locker (und wir waren im Verhältnis zum Niedrigwasser noch eher da). Sicherheitshalber suchte ich aber am iPad unseren Track raus und fuhr ihn exakt ab. Vorher rollte ich noch das Segel ein, weil mein Kurs nun in den Wind ging. Die Passage des Heinrich-Punktes dauerte auch nur so ne gute viertel Stunde, dann war ich wieder im Tiefen. Nun muss ich nur noch in die Weser, über einen schmalen Untiefenstreifen, aber da passt das sicher. Zumal zwei riiiesige Pötte auf der Weser Richtung Bhv fuhren, die liess ich erstmal durch, in dem ich meinen Kurs nicht schon südlich steuerte, sondern weiter Ost machte. Die dicke Kähne sehen so behäbig aus, sind aber recht flott: So mit 14 – 17 Knoten schieben die sich vorbei. Angenehm: Die modernen Schiffsbauten machen so gut wie keine Welle mehr. Dann bog ich in die Weser und atmete doch durch: Erster Meilenstein geschafft, und: Voll in der Zeit! Es war nun 10:10 Uhr, für die noch kommenden 24 Meilen würde ich vermutlich keine vier Stunden brauchen. Die See war noch etwas kabbelig, denn so richtig war die Tide noch nicht gekippt. Eigentlich hatte ich gehofft, hier die Genua wieder ausrollen zu können, aber der Bordwind war genau so groß wie meine Fahrt: Gerade war Flaute. Okay, der wird schon wiederkommen und ein Stückchen weiter macht die Weser ja nen Knick, dann passt es besser. Aber um es vorweg zu nehmen: Der Wind hielt sich erstaunlich gut an die Vorhersage! Die lautete so:

27.04.2024, 06 UTC: Vorhersage gültig bis Sonntag früh:
Deutsche Bucht :
Anfangs wechselnde Richtungen 2 bis 4, sonst Ost bis
Südost um 4, später etwas zunehmend, zeitweise Schauer-
und Gewitterböen, See 1 Meter.

Und er drehte genau, als ich in die Weser einbog. Von dort an hatte ich nur Wind von vorn, nix mit segeln. Dafür schob wie erwartet die Tide immer mehr, zwischendurch hatte ich über acht Knoten drauf. Wind gegen Strom: Das gab ab und zu ordentliche Hackseen. Dafür blieb es trocken. Aber die Swantje macht sowas ja prima, dazu steuerte unser Pinnenpilot. Ich musste nur alle Nase in die Runde gucken, was so los ist. Einmal war ich so vertieft, dass wir eine grüne Tonne viel näher nahmen, als einem lieb ist… mann, das war knapp. Wieder eine Erfahrung mehr, obwohl ich doch weiss: „Entscheide dich rechtzeitig, auf welcher Seite du eine Tonne passieren willst!“. Zwischendurch kam mir noch der Schwimmkran „Bhv Athlet“ entgegen. Immer wieder beeindruckend, diese Technik. Aber wenn man ein Foto macht, sieht es alles so klein aus. Bald war ich an der Columbus-Kaje, und obwohl die 5km lang ist, weiss man: Gleich ist man am Ziel. Dort kamen mir noch grüne Rahsegel entgegen: Die Alex 2! Machte wohl ne Dicke-Pötte-Tour mit Gästen. Die hatten Rückenwind, ne schöne drei, und liessen sich gegen die Tide die Weser runter schieben. Ich musste noch ein Stückchen weiter und könnte bald die Schleuse anfunken. Es war nun halb Zwei, das ging echt flott! Apropos Dicke Pötte-Tour: Mir fiel ein, dass die Geestemünde immer um 14:00 Uhr zu ihrer Tour startet, die würden dann rausschleusen. Könnte ich noch vorher reinschleusen? Ah, nun war ich auf Höhe des Pontons für die Schlepper. Ich schnappte mir das Handfunkgerät und ging auf Kanal 69. Nett fragte ich nach und genauso nett bekam ich die Antwort: Wenn die Gestemünde… und dann. Tja, hatte ich mir ja gedacht. So drehte ich ein paar Kreise vor der Einfahrt im Standgas und beobachtete, wie Wind und Tide mich hin und her schoben. Es dauert noch gute zehn Minuten, dann fuhr ich als einziger in die Schleuse und machte fest. Wie immer standen etliche Touristen am Rand und guckten zu. Oben winkte der Schleusenmeister. Ohne die Wartezeit hätte ich den Weg sogar unter sechs Stunden geschafft. Nicht schlecht!
Ich machte dann fest am Steg B und wie ich so am aufklaren bin, da höre ich ein tiefes Brummen. Hä? Ich guckte hoch und sah, wie sich die Alex 2 ganz langsam durch den neuen Hafen schob. Ah, die kamen durch die Kaiserschleuse, weil sie zu groß für die andere sind. Das sieht immer irre aus, wenn sie an den „kleinen“ Yachten vorbei fährt. Nun bezahlte ich brav im Hafenmeisterbüro und obwohl es für die Swantje nur 16,- Euro pro Nacht kostet, kommt da für acht Tage doch einiges zusammen. Egal, zahlen und freundlich bleiben. Dafür nahm ich mir drei Brausebonbons mit 😉
Anschliessend trank ich noch ein Anlegebierchen im Cockpit, zog mich um, packte alles ein und auf dem Weg zur Bushaltestelle (mit dem Wesersprinter nach Oldenburg) holte ich mir noch ein Backfischbrötchen.

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