Am Ende unserer Durchfahrt des Nord-Ost-See-Kanals wurde unser Adenauer von einem anderen Yachtie abgefahren. Seit dem fahren wir die Nationale am Achterstag und ich bin auf der Suche nach temporärem Ersatz.
Und dazu nehme ich natürlich nicht den nächstbesten Knüppel. Unser Adenauer ist nicht einfach ein Flaggenstock, er ist eine Persönlichkeit. Wir hatten ihn doch schon hier und da erwähnt? Auch wenn dieser Schaden nur temporär ersetzt wird: Da mache ich mir Gedanken. Rein technisch kann man natürlich den nächstbesten Besenstiel nehmen und rein maritim gibt es in jedem fünften Hafen auch einen Shop mit Yachtbedarf, wo man einen Flaggenstock kaufen kann. Aber eben keinen Konrad.
Also war meine Devise: Wenn schon Ersatz, dann mal richtig provisorisch. Aber gut musste es sein. Bei irgend einer Ankerbucht fand ich die passende Größe, aber total morsch. Erst bei unserem Spaziergang am Waldrand von Middelfart, da ragte aus einem Holzstapel genau der richtige Ast raus! Astrein quasi 🙂
Ich musste kräftig ziehen und er war auch viel zu lang und ich musste ihn mit viel Gewalt und zu wenig Technik (warum habe ich genau dann kein Taschenmesser dabei?) kürzen, um ihn bis an Bord zu bringen. Ich habe aber im Portm…, Popm… in der Geldbörse stets ein Universaltool in Kreditkartengröße, dort ist auch eine Art Messerklinge und sogar ein paar Sägezähne dran. Damit bearbeitete ich ihn während unseres Spazierganges.
An Bord hatte ich dann (m)ein Taschenmesser und schnitzte die Enden auf Maß. Das eine musste ich nur hübsch machen, das andere Ende musste in die Edelstahlaufnahme passen, also einigermassen penibel zurecht geschnitzt werden. Es hatte keine Eile, also schnitzte ich immer wieder mal, bis die Hand müde wurde und machte dann später weiter. Aber irgendwann hatte ich es maßgerecht!
So passte er schon mal in die Aufnahme. Und oben, am anderen Ende? Ich fand an Bord eine ca. zwei Meter lange alte Schnur, welche ich als Takeling ums Ende wickelte und einigermassen kunstgewandt verknotete. So mag es gehen (funktionieren wird es sowieso). Dann tüdelte ich den Adenauer vom Achterstag und knüpfte ihn sorgfältig an den neuen „Flaggen“stock.
Das sieht nicht ganz so aus, wie ich es mir erhoffte, aber der Adenauer war wieder an der gewohnten Stelle (und wehte uns bei achterlichen Winden nicht mehr um die Ohren!). Aber immer wenn ich hinschaue, fehlt mir am oberen Ende dieser Kopf, der so sehnsüchtig in die Ferne schaut…