Ab in die Weser – Teil 1

Wenn es Mitte September wird, dann kann man so gaaanz langsam ans Saison-Ende denken. Mich macht das immer etwas trübsinnig, aber: Die Saison ist ja noch nicht vorbei, da geht noch was!

So wollten wir mal wieder zur Maritimen Woche in Bremen, wo wir damals mit unserem MoBo schon zu Gast waren und eine schöne Zeit hatten. C-bedingt fiel die Veranstaltung 2020 und 21 aus, nun ging es wieder weiter. Dazu muss die Swantje von Hooksiel in die Weser. Ich plante, das in drei Abschnitten zu machen: Erst nach Bremerhaven, dann nach Elsfleth und dann den Rest der Weser bis nach Bremen. Der Vorteil: Die beiden letzten Abschnitte kann man als Feierabend-Törns planen und unter der Woche durchführen. Die erste Etappe fuhr ich nicht mit Angela an Bord sondern mit Imke, die mein Angebot Hand gegen Koje an Bord wahrgenommen hat.

Wenn da nicht das Wetter wäre. Letzten Montag wollten wir los, aber der Wind deutete an, dass das mehr als sportlich werden könnte:

Der Wind bei LT Alte Weser, wie er wirklich war – Quelle Windfinder.com

Nee, selbst ohne die 8er Böen war das unnötig starker Wind. Wir mussten ja ein ganzes Stück raus fahren, um in die Weser zu kommen. Also verschoben wir die Fahrt von Hooksiel nach Bremerhaven auf Dienstag, wo weniger Wind sein sollte. Niedrigwasser beim Leuchtturm Alte Weser war dann um 14:00 Uhr. Das passte noch mit der letzten Schleusung zusammen: 10:00 Uhr. Eigentlich war das noch viel zu früh, denn für die 12sm durch die Mittelrinne bis zur Doppeltonne würden wir keine drei Stunden benötigen. Also eierten wir noch etwas auf der Jade rum: Gleich nach der H3 holten wir die Segel raus und machten die Maschine aus.

(Klick für größer)

Rumeiern? Die Swantje schoss mit 6 Knoten dahin, selbst quer zum Strom. Die läuft echt gut! Wir donnerten fast übers Flach auf der anderen Seite, bevor wir eine Wende machen konnten (A im Bild). Dann wichen wir noch einem Frachter aus, probierten, wie hoch wir an den Wind gehen können und machten uns dann so langsam auf den Weg Richtung Mittelrinne (B). Ich hatte den Kurs auf dem iPad in Navionics abgesteckt und konnte sehen, dass unsere ETA „oben“ bei den Tonnen (D) immer noch viel zu früh war. Aber was solls: Lieber zu früh als zu spät dort. Währenddessen nahm der Wind stetig ab. Was blieb und auf dem Weg über die Mittelrinne ziemlich nervig war: Die aus der Deutschen Bucht, aus Nord anrollende Dünung. Dazu die nicht nur für Ortsunkundige beeindruckende Kulisse: Rechts und Links der Mittelrinne ist es sehr flach. Die Dünung bricht sich dort und man sieht eine enorme Brandung. Wenn man von der Jade kommt, dann hat man den Eindruck, die Tonne M10 liegt genau an dieser Brandung und kann gar nicht auf Sollposition sein. Ist sie nicht vielleicht vertrieben? Nein, das ist alles korrekt so! Obwohl die M-Tonnen nach wie vor echt weit auseinander stehen, sollte man sich im Bogen gut an den Tonnenstrich halten, dann ist alles kein Problem. Aber dann kommt die psychologische Herausforderung: Im Bereich von C ist eine flach auslaufende Landzunge. Könnte man hier nicht schon rüber in die gleich da hinter fliessende Weser und endlich auf Kurs Süd gehen? Besonders, wenn dort schon Sportboote Richtung Bremerhaven fahren, dann will man das auch. Aber: Die dort brechenden Wellen belehren einen, dass man noch ein Stückchen weiter fahren soll. Leider kann man kein Foto machen, welches den Eindruck wiedergibt.
So hoppelten wir über die Dünung, bis ich mich endlich entscheiden konnte, „rüber“ zu machen. Zehn Minuten vor Niedrigwasser war es so weit. Und noch etwas über Navigation lernte ich: Auf der Weser fuhr ein relativ großes Segelboot vorbei. Die waren mit uns in der Schleuse in Hooksiel und haben die Zeit besser genutzt: Einfach weiter rausfahren und dann oben in die Weser einbiegen. Längerer Weg aber weniger Zeit. Das werde ich mir merken!

Jetzt waren wir also auf der Weser, hatten die Dünung von achtern. Und den Wind auch. Und zwar exakt von hinten. Ich fierte die Großschot und band einen Bullenstander an den Baum. Das Vorsegel wollte ich nicht ausbaumen, also zog ich nur die Fock mittig dicht, damit das Rollen gemildert wurde. Laut Windlupe waren das 6 Knoten (nicht Beaufort!) Wind: Die Maschine musste mitlaufen. Aber die konnte im Standgas bleiben, denn der Strom begann schon bald, uns gut zu schieben. Dann wurde der Himmel immer blauer, die Sonne wärmte uns und das Wasser wurde glatter. Da waren wir schon bald an Punkt E.
Vor uns waren einige beharrliche Segler: Die Maschine bleibt aus, wir nutzen den Wind! Als wir uns näherten, sah ich: Hey, die kenne ich doch!Die Alu-Reinke (Pinu mit Namen) lag neulich in Horumersiel neben uns am Steg (Klick) und die beiden sprachen uns an, weil sie uns schon auf Föhr (Klack) gesehen hätten und vorher auch in Bremerhaven bei ihrem Verein (als wir beim WYC lagen, wo Gunnar seine Orca liegen hat). Was für ein schöner Zufall! Ich fuhr auf deren Lee-Seite, um denen den wenigen Wind nicht auch noch zu nehmen. Dann unterhielten wir uns etwas über das übliche: Wohin und woher, bis wir uns langsam von der Rufweite entfernten. Eigentlich genau richtig, was die beiden machen, und ich weiß auch nicht, warum ich mir immer irgendwelche Termine mache, die mir diese wahre Freiheit nehmen? Ich hoffe, das ändert sich noch mal…
Weiter vorn segelte noch einer mit einem riesigen Spinnaker, denen kamen wir sehr langsam näher und überholten sie erst auf Höhe der Columbus-Kaje, wo sie ihre Segel einholten (warum hatte ich eigentlich den schönen Gennaker nicht an Bord?). Später waren wir dann gemeinsam in der Schleuse zum Neuen Hafen.

(Teil 2 kommt)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert