Ich schrieb gestern morgen: „(spätestens 6 Uhr hier raus, eher eher…)“ und fasele was von guter Seemannschaft. Würde ich mal leben, was ich predige, hätte ich es einfacher 🙂 Schrieb ich denn jedenfalls, dass ich davon ausging, um ca. 13:00 Uhr da zu sein? Zeitig Ankommen gehört ja zur Planung!

Vorab: Im Großen und Ganzen hat alles gut geklappt. Ich versuche mal, die Fahrt hier in aller Kürze zu beschreiben, will euch ja nicht mit wiederholenden Unwesentlichkeiten langweilen. Wir sagten abends bei der Kaiserschleuse bescheid, dass wir früh raus wollten etc. Kein Problem, die wären da. Um 5:45 Uhr waren wir so weit, Maschine lief und wir funkten, dass wir nun kommen. Das Tor ging auf und fast hätte ich es wieder geschafft, noch bei Rot reinzufahren. Dann kam noch ein MoBo hinterher, die wollten nach Cuxhaven (kamen übrigens aus Meppen und am Tag vorher aus Oldenburg nach Bhv). Um 6:08 Uhr bogen wir in die Weser ein und  der Strom zog uns sofort gewaltig mit. Unser Motor war so auf ca. 4kn Fahrt eingestellt, aber wir kamen gleich auf 6,5. Ostwind war vorher gesagt: Prima, genau richtig, sehr selten und deswegen besonders schön. Erst noch an der Kolumbus-Kaje vorbei ( da müssen Sportboote auf der „falschen“ Seite fahren) und danach rollten wir erst das Vorsegel raus, dann nahmen wir das Groß hoch. Es müsste so gegen 7:08 Uhr gewesen sein, als wir die Maschine ausstellten. Immer ein toller Moment: Vortrieb durch Wind (und Tidenstrom!). Wir kamen echt auf 8 Knoten Fahrt. Und das brauchten wir auch, denn mein eingangs erwähntes „eher eher“ war echt ernst gemeint: Wir richten uns nach der Tide beim Leuchtturm „Alte Weser“. Dort war Niedrigwasser gegen 8:11 Uhr. Bis zu dem Punkt, wo wir nach Westen abbiegen konnten, waren es reichlich 24sm. Einfacher Dreisatz: Mit 8 Knoten ist man in drei Stunden da. Ist man schneller, dann eher. Ist man langsamer… tja.
Ja, mir ist klar: von 6 bis 8:11 Uhr sind deutlich keine drei Stunden. Aber ich plante bewusst ein, nach Niedrigwasser da oben zu sein, damit wir beim Heinrich-Punkt zum einen wieder auflaufendes und zum anderen auf jeden Fall genug Wasser haben (treue Leser erinnern sich). Aber wir waren echt spät dran. Nicht nur, dass die Tide einen nicht mehr schiebt, schwerer wiegt: Die Tide kippt und drückt, also bremst, einen. Von 5 Knoten Fahrt durchs Wasser bleiben dann nur 3 über Grund. Und wieder einfacher Dreisatz: 6 Meilen mit drei Knoten oder mit 7,6kn…. ein gewaltiger Unterschied. Dazu kommt: Durch den Ostwind wird das auflaufende Wasser (aus Nordwest) zwar nicht wild, aber konfus. Dazu noch die Riesenwellen von Mersk, MSC, Schleppern und Küstenwache.
Also: Die letzten Meilen zwischen den Tonnenpaaren zogen sich wie Kaugummi. Und aber wir hatten vorher in den Navionic-Seekarten erkannt, dass sich die Untiefen beim Heinrich-Punkt* wohl geändert haben. Vermutlich zu unseren Gunsten. Als wir auf der Höhe waren, da mussten wir wirklich gut navigieren: Wir fuhren quer zum Strom, der sollte uns aber natürlich nicht auf irgendwelche Sandbänke schieben. So mussten wir teilweise über 20 Grad vorhalten. Das wirkt schon komisch, wenn der Bug nicht dahin zeigt, wo man offenbar hinfährt (was man mit bloßem Auge nicht erkennen kann!) Ich guckte auf den Plotter und gab Angela, die tapfer an der Pinne saß, Steueranweisungen. Mittlerweile hatten wir deutlich unter drei Knoten Fahrt.
Und *schwupp*, waren wir über der Barre. Das Wasser wurde tiefer, die großen Wellen kamen nicht mehr so durch, es wurde wesentlich ruhiger im Schiff und wir querten die Mittelrinne, näherten uns dem Heinrich-Punkt*. Und auf einmal waren wir in der Jade. Ein Blick auf die Logge: 6,7 Knoten Fahrt (Kurs Süd, circa). Geil! Vorsegel wieder raus! Tiefes Wasser, glattes Wasser, Sonne, halber Wind und nun  deutlich 7kn Fahrt. Segeln, wie ich es mag!
Aber nun nahm der Wind doch zu, wir waren bei achteinhalb Knoten hoch am Wind und ich hatte (aaah, Seemannschaft) noch keine Reffleine eingezogen. Wir rollten das Vorsegel ins zweite Reff. Das ging eine Weile, aber dann: musste Angela ans Ruder 🙂
Angela hat Regatta-Gene, woher auch immer. Ich segel gerne aufrecht gemächlich dahin, wozu die Eile. Bei Angela muss es knattern, ordentlich Lage ist ihr Kick. Doch als wir uns den neun Knoten näherten (bei strahlend blauem Himmel), da war auch ihr das nicht mehr ganz geheuer. Da blieb nur noch: Das Groß ganz runter. Wir fierten die Schot, gingen höher an den Wind und ich an den Mast. Dort liess ich das Groß runter, tuchte es auf den Baum, so gut ich konnte und nur unter Genua sausten wir mit knapp 7 Knoten über die Jade. Nach einer knappen Stunde wurde es deutlich ruhiger, wir waren um die fünf Knoten flott (immer noch OK), und konnten nun die Fahrwasserseite wechseln, um am Muschelfeld vorbei nach Hooksiel zu gelangen. Nun wollte ich das Groß auch nicht mehr setzen.
Um 12:52 Uhr waren wir am Ziel. Sag ich doch.
Aber ich sehe gerade: „In aller Kürze“ war das nicht. Sorry.

*Neuste Infos zum Heinrich-Punkt schreibe ich bald auf

PS: Bilder ergänze ich auch noch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert