Fuffi lag also in Bremerhaven und wir mussten noch weiter, denn Angela hat einen Liegeplatz in Hooksiel ergattert. Die Strecke Bhv – Hooksiel waren wir schon einige Male gefahren. Auf verschiedenen Routen, in verschiedenen Richtungen und mit verschiedenen Booten.
Mit dem kleinen Kimmkieler sollte es über Mittelpriel und Kaiserbalje gehen. Ganz außen rum wollten wir lieber nicht. Im Gegenteil, ich hatte mir das so gedacht: Circa zwei Stunden vor Niedrigwasser Bhv raus aus dem neuen Hafen und die Weser runter. Dann würden wir mit dem Restablaufenden Wasser bis zur Buhne 23 kommen, wo die Einfahrt in den Mittelpriel liegt. Dort ist dann so ungefähr Niedrigwasser, wir würden Wattberge und trockenstehende Pricken sehen und uns mit dem flachen Boot (TG 80cm 50cm) langsam an Fedderwardersiel bis zur Jade durchtasten. Geil!
Wir wollten gerade ablegen, als wir sahen, dass die Segelkameradschaft Wappen von Bremen „Open Ship“ anbot. Da wir am gleichen Steg lagen, waren es nur ein paar Schritte und die 15 Minuten wollten wir gerne investieren. Wann bekommt man wieder solch eine Gelegenheit? Die beiden an Bord waren sehr nett, zeigten und erklärten uns alles, gingen auf Fragen ein und wir bekamen sogar ein Buch geschenkt. Leider konnten wir nichts spenden, weil wir schon in vollem Ölzeug waren. So, nun aber los.
Rauf auf Fuffi, Ablegemanöver besprochen, durchgeführt und dann die Schleuse angefunkt (alles Angela!). Antwort: „Jaaa, da kommen gerade welche rein und dann will dieses und jenes Schiff auch noch raus, kommt man ran.“ Und als wir vor der Schleuse dümpelten, da erkannten wir es: Die halbe historische Flotte wollte scheinbar genau jetzt auch raus schleusen! Wir fuhren Kreise, warteten und guckten, wer denn alles so schleusen wollte. Ne ganze Menge. Aber erstmal musste die Schleuse die Reinkommer schleusen. Das dauerte ne Viertelstunde. Dann mussten sich alle Boote sortieren und so reinfahren, dass es passte. Fast alle waren Profis, das ging sehr gut. Das dauerte ne Viertelstunde. Wir waren so nett, uns ans Ende des Steges zu legen, passte so gerade. Das andere kleine Motorboot ließen wir in die Mitte durchfahren. Das Schleusen dauerte ne Viertelstunde, war ja mittlerweile fast Niedrigwasser. Weil wir hinten lagen, „durften“ wir erst als Vorvorletzter aus der Schleuse rausfahren. Das dauerte ne Viertelstunde. So war unser Zeitplan schon jetzt übern Haufen, noch bevor wir richtig losfuhren.
Kann ich den Rest schnell erzählen? Die Tide auf der Weser kippte natürlich bald, wir hatten Strom gegen an. Der „Vorteil“: Der Wind kam auch von vorn, so hatten wir jedenfalls keine Hacksee. Wir brauchten aber bis zur Einfahrt gegenüber dem Wremer Loch statt der geplanten knapp zwei Stunden jetzt gut zweieinhalb. Niedrigwasser war lange vorbei, es strömte gut. Wir mussten zum Einfahren in den Prickenweg gut vorhalten und es war hier bereits alles mit Wasser bedeckt. Aber nun zogen wir das Groß hoch, um Fahrt zu gewinnen und das Boot ruhiger zu haben. Hier machten wir fünf Knoten Fahrt! Einen großen Alu-Segler, den wir erst vorbei ließen, überholten wir bald wieder. Beim Vorbeifahren wurde wie immer kurz ausgetauscht: Tiefgang? 80, und ihr? 1,40m! Ah, viel Spaß! Die steckten später eine Weile fest und waren dann so weit hinten, dass sie uns nicht mehr einholten. Unser Echolot zeigte zwischendurch 0,2m an… Auf dem Fedderwarder Priel entschieden wir uns, das Groß wieder runter zu nehmen, weil wir uns ggf. nicht auf der Kaiserbalje damit beschäftigen wollten. Hier waren wir ja in der Fahrtrichtung an den Prickenweg gebunden und es schien, dass die Wellen durch den Nordwind (der als West angesagt war) uns ziemlich blöd kommen sollten. Wir behielten Recht. Außerdem füllte ich etwas Benzin in den Tank nach, denn immerhin lief der Motor bis hier hin schon locker fünf Stunden. Das war ein ganz schönes Geschaukel, ohne Geklecker ging es nicht. Aber Fuffi hat uns stets gezeigt, dass sie gut mit den Bedingungen klar kommt. Natürlich wurde sie von der ein oder anderen Welle mal 45 Grad aus dem Kurs oder gar auf die Seite gehoben bzw. gelegt, aber immer wieder ließ sie sich ohne viel Ruderdruck auf Kurs bringen. Als der Wind raumte (bzw. der Prickenweg einen Knick machte) holten wir das Vorsegel hoch. So wurde es wieder etwas ruhiger an Bord und Schub brachte es auch. Wir waren bereits an der Stelle, wo die Kaiserbalje wieder richtig tief wird, wenn man nur weit genug von den Pricken weg bleibt… in der Ferne konnten wir die Kräne sehen, bei denen gestern Robert Habeck den LNG-Bau gestartet hatte. Aber noch konnten wir nicht drauf zuhalten, wir mussten erst vom Watt runter. Hoffentlich konnten wir dann noch die Höhe halten! Hinter den Kränen würden wir die H3 finden und dann die Einfahrt nach Hooksiel. Ganz bis zur Tonne K2 brauchten wir nicht und konnten schon vorher anluven und etwas schräg das Jade-Fahrwasser queren. Bald war hier Hochwasser, dann würden wir nicht mehr gegenan fahren müssen. Aber würde das noch eine Rolle spielen?
Es waren von hier noch knapp vier Seemeilen, also würden wir noch ca. eine Stunde brauchen. Die 18Uhr-Schleuse würden wir wohl nicht mehr schaffen. Macht nix, gibt ja noch eine um 19 Uhr. Natürlich war noch eine einzige weitere, wesentlich größere Segelyacht mit uns unterwegs und natürlich eierte sie mit ihren beiden Masten immer irgendwie vor uns, auf unserem Kurs rum. Und es kam ein Frachter die Jade rein, der aber so flott war, dass er genau so schnell wieder weg war. Nun hiess es für uns: Höhe laufen! Schön um die Brücke schnibbeln, Gegen die Sonne die H3 finden und ab in den Vorhafen. Aber dann gab es doch noch eine kleine Herausforderung für uns: Der Motor hatte sich wohl den letzten Schluck Sprit durch die Schaukelei holen können und ging nun mit einem leichten Schütteln aus. Angela war an der Pinne, nur das Vorsegel hoch, kaum Raum, so dass wir „eben“ das Groß leider nicht hoch holen konnten. „Kannst du segeln? Also in den Vorhafen?“ fragte ich sie und sie zuckte mit den Schultern und bejahte. An dieser Stelle gilt: Gut vorhalten, weil die Tide hier quer vorbei lief und einen wegschieben will! Ich krabbelte aufs Vorschiff und machte mich so klein wie möglich, damit der Wind seine Arbeit tun konnte. Dazu versuchte ich noch, das Vorsegel mit der Hand etwas dichter zu holen, um noch ein, zwei Grad Höhe zu holen. Wir kamen in den Vorhafen und dort so gerade eben am Muschelfischer vorbei an die Spundwand. Angela warf die Vorschot los und ich einen Festmacher über einen riesigen Poller. So standen wir im Wind, hatten Schutz durch die Spundwand, waren fest und konnten erstmal durchatmen. Dem Motor gönnte ich eine Ruhepause. Stattdessen wuppte ich die 40Ah-Batterie nach oben, denn am Heck hatte ich noch in Oldenburg unseren E-Motor befestigt, den wir seinerzeit (Klick) mit Gudrun testeten. Der durfte nun Fuffi schieben und machte das auch ganz Klasse. Mit dem fuhren wir dann in die Schleuse und auch wieder raus. Auf dem Hooksmeer startete ich dann wieder den Evinrude (nachdem ich die letzten Schlücke aus den Kanistern in den Tank in der Backskiste gefüllt hatte). Damit fuhren wir an den Hauptsteg von Lollipop und machten fest: Es war nun 19:43 Uhr.
Geile Erfahrung! Geiles Boot! #segeln #watt
Klasse Bericht !
Ein Gefühl als wäre man selbst mitgefahren.
Danke! Ich hoffe, die kommenden Reisen werden auch so berichtenswert 🙂
Ihr hinterlasst echt einegute Spur im Schlickwatt.