Am Ostermontag, dem 01.04.2024, sollte es weiter gehen, das zweite Teilstück der Überführung. Das haben wir mittlerweile sehr oft geplant und gefahren und kennen uns dort auch recht gut aus. Alles Routine, sogar das Wetter…

Gegen 10:45 Uhr sollte am Leuchtturm Alte Weser Niedrigwasser sein. Vor der Doppeltonne dann etwas später (in Bhv. ist sogar eine Stunde später NW). Es sind ca. 24sm von der Schleuse Neuer Hafen bis zu dem Punkt, an dem wir zur Jade abbiegen. Ob man es glaubt oder nicht: In ungefähr drei Stunden schafft man das, ganz ohne die Maschine zu quälen oder auf perfekten Segelwind zu hoffen. Wir haben diesen Törn hier doch schon oft beschrieben? Klar: Klick, Klack, Klock. Und bestimmt noch öfter, zzgl. Mittelpriel und Kaiserbalje 😉
Also nach meiner Rechnung hätten wir schön um 8 Uhr los gekonnt, aber Angela hatte Bedenken: Das Schleusen dauert ja auch immer, und wenn sich dann noch was verzögert, dann sind wir zu spät… jaaa, oookeee. Also „wollten“ wir um sieben los. Sind wir ja gestern auch. Die Schleuse Neuer Hafen ist erst ab 8 Uhr besetzt, außerhalb der Zeiten wird sie über die Kaiserschleuse, Ch10, ferngesteuert. Brav funkte ich die um 6:40 Uhr an, er meldete sich, ich nannte mein Begehr, er sagte „einen Moment bitte“ und kurze Zeit später „kannst auf 69 anfragen, die Schleuse ist besetzt“. Aha. Okay. Muss wohl am frühen Ostern liegen. Die funkte ich zweimal an, ohne Antwort. Ich dachte mir schon sowas… Angela rief die Rufnummer an: Bandansage. Zum Glück war ich an der Handfunke und hatte unten „im großen“ noch Kanal 10 drin. Von dort hörte ich, dass der gute Mann von eben noch mal die Swantje rief. Ich wechselte mit der Handfunke auf 10 und er entschuldigte sich, war ein Versehen, er bereitet die Kammer nun vor. Also kein Aprilscherz… Wir legten also nun ab und glitten langsam Richtung Kammer. Die war schon auf und grün, als wir dort ankamen. Es war sehr ruhig und Windstill und friedlich und dann passierte das, was ich schon erzählte.
Als wir aus der Kammer fuhren, regelte ich den Motor auf 1400 Umdrehungen. Ganz ruhige Fahrt, vermutlich wenig Spritverbrauch, im Vorhafen so 4,5 Knoten. Kaum kamen wir auf die Weser und fuhren zum grünen Tonnenstrich, waren wir schon einen Knoten schneller. Man, was ist das schön hier draußen! Sonst keiner auf dem Wasser, alles glatt und frei und gar nicht mal so kalt. Es war schon einige Zeit hell genug. An der langen Kaje vorbei wechselten wir die Seite und hatten da schon lange über 6 Knoten drauf. Ach, komm, wir rollen die Genua mit aus, etwas Ost ist ja da. Ich nutzte dann die Gelegenheit, mich im Cockpit noch mal lang zu machen. Angela war nun Pseudo-Einhand unterwegs. Während dieser Zeit kamen wir auf über 8 Knoten Fahrt – den Gashebel hatten wir noch nicht angefasst. Die Tide ist schon ne dolle Sache. Auch wenn es nun ganz leicht nieselte.

Wenn wir segeln, dann fühle ich mich „richtig“ frei. Herrlich! So könnte ich ewig weiter schippern. Aber irgendwann wurde es wieder ernst: Wir passierten Tonne 20, dann 18 und dann mussten wir langsam die Fahrwasserseite wechseln. Das Wasser lief noch immer ordentlich ab, wir waren etwas zu früh hier (siehste…). Aber egal. Der Regen nahm etwas zu, der Himmel war grau. Wieder bei 4,3 Knoten fuhren wir schaukelnd gen Westen, Richtung Heinrichpunkt. Die neuen Seekarten ließen es schon ahnen: Da ist nun noch mehr Platz für die Durchfahrt. Das Echolot fiel nie unter 2,9m, meistens war es so bei 4m. Trotzdem saßen wir beide wie jedes Jahr etwas angespannt im Cockpit. Rund um uns war alles grau, nix zu erkennen, woran man hätte feststellen/ peilen können, wo wir sind. Wenn wir erstmal die flache Stelle geschafft haben! Aber wenn man sich das auf der Karte anschaut, halte ich die Mittelrinne jetzt für das größere Wagnis. So wahnsinnig schmal dort und die Tonnen soooo weit auseinander! Nein, ja, wir waren auf der besseren Route. Und der recht starke Regen störte uns nicht, wir hatten schon einige Zeit das Bimini aufgespannt und waren so einigermassen geschützt. Nun waren wir endlich auf der Jade! Vom Abbiegepunkt auf der Weser bis hier her waren es ca. drei Meilen, dementsprechend brauchten wir ca. eine dreiviertel Stunde für das Stück. Fühlte sich länger an 😉
Der Strom fing nun wieder an, uns zu schieben. Immer, wenn man schaute, war ein zehntel Knoten mehr auf dem Furuno. Da es aber heute weder eine 12- noch eine 13-Uhr-Schleusung geben sollte, brauchten wir kein Gas zu geben. 12 Uhr hätten wir eh nicht mehr geschafft, 13 Uhr dagegen schon. Der Wind hatte mittlerweile gedreht. Wir rollten die Genua wieder aus und nahmen noch Gas weg. Nur im Standgas schob der Moppel noch etwas. Gut 5 Knoten hatten wir dennoch. Und keine Eile, ganz wichtig. Unsere Sitzkissen waren mittlerweile völlig durchnässt. Aber Angela hatte einen Komplettanzug an und ich seit einer Weile eine Art Regenhose drüber. So machte uns das Wasser unterm Mors nix aus. Gegen eventuelle Kälte startete ich auf dem iPad die Playlist mit den 80er Maxisingles, da swingt jeder irgendwann mit. Party auf der Jade!
Es war so diesig, dass man die Richtschilder für die Ansteuerung des Hooksieler Vorhafens kaum sehen konnte. Nun mussten wir immer noch warten, weil wir zu früh waren. Die Swantje ist einfach zu schnell 😉
Wir vertrieben uns die Zeit damit, an der Spundwand anzulegen, ohne die Fender quer zu binden… bald ging die Schleuse auf, es kam sogar noch ein Motorboot raus und von hinten noch schnell ein weiterer Segler an, der dann mit uns in die Schleuse ging.

Endlich wieder im Hooksmeer, die Saison hat begonnen!
(Bilder dieser Überfahrt kommen vielleicht noch, schaut noch mal rein)

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